Ich stehe auf dem historischen Marktplatz von Bad Wimpfen, wo mir sofort der Kontrast ins Auge fällt. Die 800 Jahre alte Stauferpfalz thront majestätisch über dieser baden-württembergischen Kleinstadt mit 7.578 Einwohnern, während unten am Bahnhof ein autonomer Elektro-Shuttle gerade seine Testfahrt beginnt. Selten habe ich einen so faszinierenden Gegensatz zwischen Mittelalter und Moderne erlebt – besonders in einem Ort, wo 80% der Gebäude im historischen Zentrum unter Denkmalschutz stehen.
Ein kühler Morgenwind weht vom Neckar herauf, während ich durch die engen Gassen schlendere. Jedes Fachwerk erzählt hier eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten. Doch was Bad Wimpfen wirklich einzigartig macht, ist nicht nur das mittelalterliche Erbe, sondern wie dieses kleine Heilbad sich für die Zukunft rüstet.
Der Kontrast: 800 Jahre Geschichte trifft auf autonome Mobilität
Während ich den Blauen Turm besteige, öffnet sich der Blick über eine Stadt, die verschiedene Epochen vereint. Die imposante Kaiserpfalz – einst Machtzentrum der Stauferkaiser – dominiert das Stadtbild. Doch unten, wo der Neckar sanft fließt, bereitet sich Bad Wimpfen auf ein Mobilitätsexperiment vor, das für eine Stadt dieser Größe bemerkenswert ist.
„Es ist dieser Kontrast, der unseren Ort besonders macht. Morgens wache ich auf und blicke auf Gebäude aus dem 13. Jahrhundert, fahre aber mit einem Bus ohne Fahrer zur Arbeit“, erzählt mir ein Einheimischer beim Frühstück im Marktcafé.
Ähnlich wie Rendsburg mit seiner seltenen Schwebefähre verbindet Bad Wimpfen historisches Ambiente mit innovativen Verkehrslösungen. Der autonome Shuttle-Bus, der ab Sommer 2025 die 147 Meter Höhenunterschied zwischen Bahnhof und Altstadt überwindet, ist Teil eines Pilotprojekts für nachhaltige Mobilität in historischen Kleinstädten.
7.578 Einwohner bewahren ein architektonisches Juwel mit 80% Denkmalschutz
Bad Wimpfen erinnert mit seinen Türmen und der mittelalterlichen Silhouette an das italienische San Gimignano – jedoch mit dem Unterschied, dass es hier deutlich weniger Touristen gibt. Rund 480.000 Besucher kommen jährlich, viele davon als Kurgäste. Das klingt nach viel, verteilt sich aber gut über das Jahr, sodass die Altstadt nie überlaufen wirkt.
Ähnlich wie in Büdingen mit seinen beeindruckenden Fachwerkhäusern bietet Bad Wimpfen einen außergewöhnlich hohen Anteil an denkmalgeschützten Gebäuden. Während ich durch die Gassen wandere, entdecke ich das Bügeleisenhaus und das sogenannte Schmuckkästchen – Fachwerkjuwelen, die beweisen, warum dieser Ort UNESCO-würdig wäre.
In all meinen Reisen durch Deutschland habe ich keinen Ort gefunden, der mittelalterliche Authentizität so mühelos mit modernem Komfort verbindet. Hier fühlt sich Geschichte nicht wie ein Museum an, sondern wie ein lebendiger Teil des Alltags.
Die Türmerin des Blauen Turms führt eine Tradition fort, die seit 650 Jahren besteht – sie lebt tatsächlich noch im Turm, ein lebendiges Zeugnis dafür, wie Geschichte hier bewahrt wird, während gleichzeitig die Zukunft willkommen ist.
Zwischen Tal und Berg: Bad Wimpfens einzigartiges Höhenprofil
Was viele Reiseführer nicht erwähnen: Bad Wimpfen ist praktisch zweigeteilt. „Wimpfen am Berg“ beherbergt die historische Altstadt mit der Kaiserpfalz, während „Wimpfen im Tal“ direkt am Neckar liegt. Dieser Höhenunterschied von 83 Metern prägt das Stadtbild und schafft überraschende Perspektiven.
Während Bad Schwalbach mit seiner Moortherapie punktet, ist es in Bad Wimpfen die Kombination aus Sole-Heilquellen und dieser besonderen Topografie, die den Kurort auszeichnet. Das Gesundheitszentrum mit 200 Mitarbeitern verbindet traditionelle Heilmethoden mit modernen Therapieansätzen.
Auf meinem Spaziergang entlang des Neckars treffe ich Sarah, die mit ihrer Kamera die Spiegelungen der Kaiserpfalz im Fluss einfängt. „Der beste Zeitpunkt für Fotos ist der späte Nachmittag, wenn die Sonne die Fachwerkhäuser in goldenes Licht taucht“, verrät sie mir.
Sommer 2025: Historisches Erlebnis mit modernen Annehmlichkeiten
Für den Sommer 2025 plant Bad Wimpfen seinen traditionellen Mittelaltermarkt, der perfekt mit der Testphase des autonomen Busses zusammenfällt. Besucher können dann zwischen 25. und 27. Juli nicht nur in die Stauferzeit eintauchen, sondern auch die Mobilität der Zukunft erleben.
Der optimale Besuchstipp: Reisen Sie mit der Bahn an und nutzen Sie den kostenlosen autonomen Shuttle vom Bahnhof zur Altstadt. Die besten Fotospots finden Sie am Neckarknie unterhalb der Stadtmauer, besonders bei Abendsonnenlicht.
Während man in Hitzacker das Leben der Bronzezeit erleben kann, taucht man in Bad Wimpfen in die mittelalterliche Stauferzeit ein – mit dem Komfort moderner Mobilitätslösungen.
Als ich am Abend mit Emma telefoniere, versuche ich ihr die besondere Atmosphäre dieses Ortes zu beschreiben. „Es ist, als würde die Zeit hier anders fließen“, sage ich ihr. „In Bad Wimpfen haben sie einen Weg gefunden, die Vergangenheit zu bewahren, ohne sich der Zukunft zu verschließen.“ Diese seltene Balance macht diesen Ort zu einem der faszinierendsten versteckten Juwelen, die ich in Deutschland entdeckt habe – ein Ort, den man besuchen sollte, bevor er in Reiseführern zum nächsten Geheimtipp erklärt wird.