Weniger touristisch als Bad Doberan beherbergt dieses Mecklenburg-Vorpommern Seebad von 8.017 Einwohnern Norddeutschlands längste Strandpromenade

Die Morgensonne glitzert auf der Ostsee, als ich am Strand von Kühlungsborn stehe. Dieses 8.000-Einwohner-Seebad, nur 12 Kilometer westlich von Bad Doberan, bereitet sich auf einen revolutionären Sommer 2025 vor. Während meine Füße über den feinen Sand wandern, fällt mir sofort auf, warum dieser Ort anders ist: vor mir erstreckt sich eine 80% autofreie Strandpromenade, ein Konzept, das das Urlaubserlebnis an der deutschen Ostseeküste grundlegend verändern wird.

Wie Kühlungsborn mit 80% autofreier Promenade den Ostseetourismus revolutioniert

Das neue Nachhaltigkeitskonzept in Kühlungsborn steht im starken Kontrast zu vielen anderen Ostseebädern. Während Oldenburg in Holstein mit seiner historischen Backsteinkirche kulturelle Schätze bietet, begeistert Kühlungsborn durch seine mutige Vision für umweltfreundlichen Tourismus.

„Was wir hier schaffen, ist eine Rückkehr zum ursprünglichen Gedanken des Seebads – Erholung in ungestörter Natur,“ erklärt mir ein lokaler Gastronom am Morgen. Die 240 Meter lange Seebrücke bildet das Zentrum eines neuen Verkehrskonzepts, das traditionelle E-Shuttles und Fahrradstraßen miteinander verbindet.

Anders als bei Plöns idyllischer Seenlandschaft liegt der Fokus in Kühlungsborn auf der harmonischen Verbindung von Meer und nachhaltiger Infrastruktur. Die Stadt investierte 3,5 Millionen Euro in das Projekt, das bereits internationale Aufmerksamkeit erregt.

Warum dieses 8.000-Einwohner-Seebad 2025 Saint-Malo übertrifft

Was Kühlungsborn besonders macht, ist seine Fähigkeit, trotz wachsender Beliebtheit den Massentourismus in Schach zu halten. Im Gegensatz zum französischen Saint-Malo, wo Besucher in der Hochsaison durch enge Gassen gedrängt werden, sorgt das weitläufige 6-Kilometer-Strandgebiet in Kühlungsborn für natürliche Entzerrung.

„Nach Jahren in überfüllten Mittelmeerdestinationen fand ich hier etwas, das ich für verloren hielt – einen Ort, der Nachhaltigkeit nicht nur predigt, sondern lebt. Die Kombination aus traditioneller Bäderarchitektur und moderner Umweltphilosophie ist einzigartig.“

Im Gegensatz zu Binz auf Rügen, das mit Zweitwohnsitzen kämpft, hat Kühlungsborn einen Bebauungsplan entwickelt, der maximal 15% Zweitwohnungen zulässt und damit die lokale Gemeinschaft schützt.

Die Bäderarchitektur mit ihren über 400 denkmalgeschützten Gebäuden bildet eine malerische Kulisse für das nachhaltige Konzept. Besucher können zwischen 20 zertifizierten Eco-Hotels wählen, die alle fußläufig zum autofreien Strandbereich liegen.

5 unerwartete Vorteile des nachhaltigen Küstenkonzepts

Der erste Vorteil wird sofort spürbar: die deutlich verbesserte Luftqualität. Messungen zeigen 30% weniger Feinstaubbelastung im Vergleich zu benachbarten Küstenorten mit konventionellem Verkehr.

Zweitens erleben Kinder eine neue Freiheit. Während Sellin auf Rügen mit seiner seltenen Tauchgondel Unterwasserbeobachtungen ermöglicht, setzt Kühlungsborn auf sechs neue autofreie Spielzonen direkt am Strand.

Drittens blüht die lokale Gastronomie auf. 15 neue Strandcafés entstanden, da die Außenbereiche ohne Verkehrslärm attraktiver wurden. Die lokale Spezialität – frischer Ostseehering – schmeckt besonders gut in dieser ungestörten Atmosphäre.

Viertens kehren seltene Vögel zurück. Naturschützer dokumentierten vier Brutpaare des Sandregenpfeifers – eine Art, die seit Jahrzehnten hier nicht mehr heimisch war.

Fünftens sinken die Lärmwerte auf unter 40 Dezibel in den Kernzonen – vergleichbar mit einem ruhigen Waldgebiet.

Reiseplanung: Die idealen Zeiten für das Ostseebad im Sommer 2025

Die beste Zeit für einen Besuch ist Mitte Juni bis Anfang Juli, wenn die Wassertemperaturen bereits angenehme 19-21°C erreichen, aber die Hauptferienzeit noch nicht begonnen hat. Wer Kühlungsborn besucht, sollte auch einen Abstecher ins nur 60km entfernte Teterow mit seinen beeindruckenden Backsteintoren einplanen.

Für Familien empfehle ich den Stadtwald mit seinem Kletterpark, der sechs verschiedene Parcours für alle Altersstufen bietet. Der Park öffnet täglich von 10-18 Uhr und kostet für Erwachsene 22 Euro, Kinder zahlen 16 Euro.

Nach drei Tagen in Kühlungsborn bin ich überzeugt: Dies ist nicht nur ein weiteres Ostseebad, sondern ein Blick in die Zukunft des deutschen Küstentourismus. Als ich Sarah die Fotos der autofreien Promenade schicke, antwortet sie sofort: „Buche uns für August“. Die Transformation dieses kleinen Ortes ist wie die Brandung der Ostsee – leise, aber unaufhaltsam in ihrer Kraft, Veränderung zu bringen.