Weniger touristisch als Amsterdam versteckt diese niedersächsische Stadt von 40900 Einwohnern nordeuropas älteste künstliche Hafenanlage

Ich stehe am Fleth-Kanal in Buxtehude, wo goldenes Herbstlicht auf das spiegelglatte Wasser fällt. Kaum zu glauben, dass diese 1000+ Jahre alte Hafenanlage nur 30 Minuten S-Bahn-Fahrt von Hamburg entfernt liegt. Was mich sofort fasziniert: Buxtehude besitzt eine der ältesten künstlich angelegten Hafenanlagen Nordeuropas – ein Schatz, den selbst viele Deutsche nicht kennen. Während Touristenmassen durch Amsterdam strömen, bleibt dieses hanseatische Juwel in Niedersachsen fast unentdeckt.

Die verborgene 1000-jährige Hafenstadt vor Hamburgs Tür

Buxtehude wurde bereits 959 n. Chr. als „Buochstadon“ erstmals urkundlich erwähnt – fast 600 Jahre vor der Entdeckung Amerikas. Das mittelalterliche Straßennetz mit seinen Kanälen ist nahezu unverändert erhalten geblieben. Während meines Spaziergangs entlang des Westfleths fällt mir auf, wie perfekt die Stadt ihre maritime Vergangenheit bewahrt hat.

Was Amsterdam mit seinen weltberühmten Grachten kann, macht Buxtehude auf intimere Weise. Die Fleth-Kanäle wurden im Mittelalter angelegt, um Handelsschiffe direkt ins Stadtzentrum zu bringen – eine ingenieurtechnische Meisterleistung ihrer Zeit. Statt touristischer Massenkähne liegt heute nur die restaurierte Ewer Margareta still im Wasser.

Die St. Petri-Kirche mit ihrem imposanten 75 Meter hohen Backsteingotik-Turm thront über der Stadt. Als ich durch die mittelalterlichen Gassen schlendere, fällt mir auf, wie über 60% der historischen Altstadt vollständig erhalten sind – ein Prozentsatz, von dem selbst berühmtere Hansestädte nur träumen können.

Wie Buxtehude Amsterdam in der maritimen Geschichte übertrifft

Anders als in Amsterdam, wo Touristenboote die Grachten verstopfen, kann ich hier in Ruhe die authentische Wasserstadt-Atmosphäre genießen. In dieser 40.900-Einwohner-Stadt begegne ich mehr Einheimischen als Besuchern – ein seltenes Privileg in Zeiten des Übertourismus.

Buxtehude wurde im 13. Jahrhundert Mitglied der mächtigen Hanse, zeitgleich mit Amsterdam’s Aufstieg. Doch während die niederländische Metropole heute unter Touristenmassen ächzt, bietet Buxtehude eine fast unberührte Zeitreise ins mittelalterliche Hanseatenleben.

„Wir haben hier das, wofür die Leute nach Amsterdam fahren – historische Wasserstraßen, mittelalterliche Architektur und maritimes Flair – aber ohne die Menschenmassen. Man kann noch den Geist der Hansezeit spüren, wenn man morgens allein am Fleth steht.“

Der Stavenort mit seinem 24-Glocken-Spiel, das täglich um 11:30, 15:30 und 16:30 Uhr erklingt, ist nur ein Beispiel für die lebendigen Traditionen. Die historischen Fachwerkhäuser entlang der Langen Straße sind nicht bloße Museumsstücke, sondern gelebte Geschichte.

Was Buxtehude zudem besonders macht: Es ist die Stadt, in der das berühmte Märchen vom Hasen und Igel spielt – eine literarische Verbindung, die bis heute mit Skulpturen und kulturellen Veranstaltungen gefeiert wird. Als offizielle Station der Deutschen Märchenstraße seit 2007 hat Buxtehude auch eine kulturelle Bedeutung, die weit über seine Größe hinausgeht.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang zur Altstadt ist über den kostenlosen Parkplatz am Westfleth. Von dort sind es nur 5 Gehminuten bis zum historischen Zentrum. Alternativ bringt Sie die S-Bahn-Linie S3 in nur 30 Minuten direkt von Hamburg hierher – ideal für einen spontanen Tagesausflug.

Besuchen Sie Buxtehude am frühen Morgen, wenn goldenes Herbstlicht die Fleth-Kanäle illuminiert – perfekt für Fotos ohne Menschenmassen. Das maritime Erbe erleben Sie am besten bei einer Tasse Tee im Café am Fleth, bevor Sie zum frisch renovierten Museum (seit 2021) weitergehen.

Verpassen Sie nicht den Marschtorzwinger, wo im Herbst 2025 besondere Kunstausstellungen stattfinden. Die Einheimischen empfehlen außerdem einen Spaziergang entlang des Stadtgrabens Viver, der die Altstadt wie eine Insel umschließt – ein Geheimtipp abseits der üblichen Routen.

Als ich mit meiner Frau Sarah durch die Hasen-und-Igel-Twiete spaziere, wird mir klar, warum Buxtehude so besonders ist. Es ist ein Ort, an dem Geschichte nicht hinter Absperrungen konserviert, sondern täglich gelebt wird. Wie ein lokales Sprichwort sagt: „To Buxtehude, wo de Hund mit’n Steert bellt“ – in Buxtehude, wo selbst das Gewöhnliche außergewöhnlich erscheint. Entdecken Sie dieses hanseatische Juwel, bevor es in den Reiseführern ganz oben steht.