Weniger bekannt als Seiffen versteckt diese sächsische Stadt von 10.345 Einwohnern authentisches Spielzeugland

Der Herbstwind raschelt sanft durch die rotgoldenen Blätter, als ich durch die ruhigen Gassen von Olbernhau schlendere. Diese charmante Kleinstadt mit 10.345 Einwohnern, eingebettet auf 450 Metern Höhe im sächsischen Erzgebirge, hat sich zum heimlichen Juwel für authentischen Familientourismus entwickelt. Während die meisten Besucher ins benachbarte Seiffen strömen, bewahrt Olbernhau seine Spielzeugmacher-Tradition abseits der ausgetretenen Pfade.

Bereits nach wenigen Schritten über den historischen Marktplatz wird klar: 2026 wird dieses versteckte Spielzeugland auf jeder ernstzunehmenden Familienreise-Liste stehen. Die Kombination aus lebendiger Handwerkstradition und der farbenprächtigen Herbstkulisse der umliegenden Buchen- und Fichtenwälder schafft ein Erlebnis, das selbst meine 7-jährige Tochter Emma völlig in seinen Bann zieht.

70+ lokale Handwerker bewahren eine fast vergessene Tradition

Was Olbernhau von typischen Touristenzielen unterscheidet, sind die über 70 Handwerker, die in familiengeführten Betrieben authentisches Holzspielzeug produzieren. In den öffentlich zugänglichen Schauwerkstätten können Besucher den „Männelmachern“ über die Schulter schauen – eine Seltenheit in Zeiten industrieller Massenproduktion.

„Bei uns entstehen Spielzeuge nicht am Fließband, sondern mit Herzblut und Tradition. Jedes Stück erzählt eine Geschichte, die seit Generationen weitergegeben wird“, erzählt mir ein älterer Handwerker, während seine wettergegerbten Hände geschickt ein Olbernhauer Reiterlein formen – die schaukelnde Symbolfigur der Stadt.

Diese Authentizität zieht zunehmend Familien an, die ihren Kindern zeigen möchten, wie Spielzeug ohne Plastik und Elektronik funktionieren kann. Der Trend zu nachhaltigen Erlebnissen wird Olbernhau 2026 in den Fokus rücken, während Torgau mit seinen historischen protestantischen Bauwerken eine andere Facette sächsischer Geschichte erzählt.

Authentischer als Seiffen, ruhiger als Dresden

Während Seiffen mit Touristenbussen kämpft, erlebt man in Olbernhau die gleiche erzgebirgische Tradition in ruhiger Atmosphäre. Die Saigerhütte Olbernhau-Grünthal, ein Industriedenkmal aus dem Jahr 1537, ist Teil des UNESCO-Welterbes Montanregion Erzgebirge und zeigt eindrucksvoll die historische Metallverarbeitung.

„Wir kamen eigentlich nur für einen Tag, sind aber geblieben. Die Kinder wollten nicht weg von den Werkstätten, und wir Erwachsenen waren fasziniert von der unaufgeregten Authentizität – so ganz anders als die überlaufenen Touristenziele.“

Diese Erfahrung ist typisch für Besucher, die den Unterschied zu erkennen wissen. Während Sayda mit seinen 80 Kilometern ausgedehnter Wanderwege Naturliebhaber anzieht, verbindet Olbernhau Naturerlebnis mit lebendiger Handwerkskunst.

Die herbstlichen Wälder rund um Olbernhau bieten zahlreiche Wanderwege mit spektakulären Aussichten. Besonders im Herbst, wenn das Laub in allen Farben leuchtet, zeigt sich die Region von ihrer malerischsten Seite – lange bevor der Weihnachtstourismus einsetzt.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang zu Olbernhau erfolgt über die B171 aus Richtung Marienberg, mit kostenlosem Parken am Markt. Besuchen Sie die Werkstätten am frühen Vormittag (9-11 Uhr), wenn die Handwerker besonders auskunftsfreudig sind und noch keine Touristengruppen unterwegs sind.

Unbedingt besuchen sollten Sie das Museum Olbernhau mit seinen zwölf mechanischen Heimatbergen – eine Sammlung, die weltweit einzigartig ist. Im Herbst 2025 bietet das nahegelegene Kupferhammer-Museum täglich um 11 Uhr und 15 Uhr spezielle Vorführungen, bei denen historische Techniken demonstriert werden.

Für Familien mit Kindern ist Stockhausen ein echter Geheimtipp – ein lebendiges Spielzeugland, wo sich ähnlich wie in Mittenwald mit seiner Geigenbaukunst traditionelles Handwerk hautnah erleben lässt. Hier können Kinder selbst kreativ werden und unter Anleitung kleine Holzarbeiten anfertigen.

Während meine Tochter Emma fasziniert einem Schnitzer bei der Arbeit zusieht, wird mir klar, warum solche Orte immer seltener und damit wertvoller werden. In einer Welt der digitalen Ablenkungen schafft Olbernhau etwas, das selbst meine Frau Sarah, die als Fotografin ständig auf der Suche nach authentischen Motiven ist, beeindruckt: einen Ort, wo Handwerkstradition nicht zum Museum erstarrt ist, sondern lebendig bleibt.

Olbernhau ist wie ein gut gehütetes Familienrezept – nicht spektakulär auf den ersten Blick, aber mit einer Tiefe und Authentizität, die man erst beim Eintauchen wirklich versteht. Und genau diese Qualität wird es 2026 zum Geheimtipp für alle machen, die das Echte suchen.