Ich halte meinen Bierkrug in der Nachmittagssonne und blicke über Forchheims mittelalterliche Silhouette. Dieser fränkische Schatz mit 33.017 Einwohnern versteckt ein Geheimnis, das selbst ich als Weltreisender noch nie gesehen habe: 23 traditionelle Bierkeller in einem einzigen Wald, der nur wenige Gehminuten vom historischen Stadtkern entfernt liegt. Noch überraschender: Diese Stadt, nur 30 km nördlich von Nürnberg, war einst Wahlort für drei deutsche Könige – eine Ehre, die kaum eine andere Stadt für sich beanspruchen kann.
23 Bierkeller für 33.000 Einwohner: Forchheims verborgener Rekord
Die Statistik ist erstaunlich: Ein Bierkeller pro 1.400 Einwohner – eine Dichte, die selbst Münchens Biergärten in den Schatten stellt. Als ich durch den schattigen „Kellerwald“ wandere, offenbart sich ein Phänomen, das lokale Geschichte und lebendige Kultur perfekt vereint.
Diese Bierkeller sind keine Touristenfallen. Sie sind jahrhundertealte unterirdische Gewölbe, die ursprünglich zur Bierlagerung dienten und heute authentische Biergärten beherbergen. Die meisten öffnen nur von April bis Oktober, was diesen Sommer zum perfekten Zeitpunkt für einen Besuch macht.
Im Gegensatz zu anderen fränkischen Städten wie Kitzingen, das für seine beeindruckende Denkmaldichte bekannt ist, hat Forchheim seine Biertradition zum kulturellen Herzstück gemacht. Ein einheimischer Bierbrauer erklärt mir stolz: „Unser Bier ist keine Touristenattraktion – es ist unser tägliches Leben seit mehr als acht Jahrhunderten.“
Vom mittelalterlichen Königswahlort zur Bierkultur-Hochburg
Während ich durch die gut erhaltene Altstadt schlendere, fallen mir die prächtigen Fachwerkhäuser aus dem 15. Jahrhundert auf. Das historische Rathaus ist ein Meisterwerk der Zimmermannskunst. Überraschenderweise teilt Forchheim diese architektonische Qualität mit anderen bayerischen Architekturjuwelen wie Wasserburg am Inn, wo ein Großteil der Gebäude historischen Wert besitzt.
Was viele nicht wissen: Die Stadt beherbergte einst eine karolingische Kaiserpfalz, in der drei deutsche Herrscher gewählt wurden. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, doch das königliche Erbe lebt in der imposanten Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert weiter.
„Wir leben nicht in einem Museum. Unsere Geschichte atmet durch die Bierkeller und die Feste, die wir heute noch feiern. Das Annafest ist unser Stolz – da sehen Sie das wahre Forchheim.“
Dieses Zitat eines Bierkellerwirts bringt auf den Punkt, was Forchheim so besonders macht: Das Mittelalter ist hier keine Museumserfahrung, sondern gelebte Gegenwart. Während andere historische Städte zu Freilichtmuseen wurden, pulsiert hier authentisches Leben.
Der Kellerwald: Europas versteckte Biergartenoase
Der Kellerwald selbst ist ein 20.000 Quadratmeter großes Waldgebiet, in dem sich die 23 Bierkeller verteilen. Im Sommer 2025 öffnen alle für das berühmte Annafest – ein fränkisches Bierfest, das jährlich über 500.000 Besucher anzieht, aber international kaum bekannt ist.
Während Forchheim die Biertradition Frankens verkörpert, repräsentiert Nordheim am Main mit seiner beeindruckenden Rebfläche die Weinkultur der Region – zwei komplementäre Facetten fränkischer Getränketradition.
Was den Kellerwald so einzigartig macht, ist seine Doppelrolle: Tagsüber ein idyllischer Familienausflugsort, nachts ein lebendiger Treffpunkt für Einheimische. Selbst Getränkeliebhaber, die Authentizität suchen, finden in Forchheims Bierkellern eine ähnlich unentdeckte Schatzkammer wie in Bad Kösen, wo Deutschlands nördlichstes Weingebiet auf Entdecker wartet.
Sommer 2025: Das perfekte Timing für Forchheims kulinarische Schätze
Besuchen Sie Forchheim am besten zwischen 10 und 16 Uhr, wenn die Altstadt von Leben erfüllt ist und die Kellerwirtschaften öffnen. Der kostenfreie Parkplatz am Paradeplatz bietet einfachen Zugang zur historischen Altstadt.
Für das wahre Erlebnis empfehle ich, am Annafest teilzunehmen, das vom 19. bis 29. Juli 2025 stattfindet. Hier erleben Sie das, was das Annafest in Forchheim ist eines der kulturellen Highlights der Region, ähnlich wie Meiningen in Thüringen für seine beeindruckende Veranstaltungsdichte bekannt ist.
Meine Frau Sarah würde mit ihrer Kamera stundenlang die verzaubernden Fachwerkhäuser fotografieren, während meine Tochter Emma den exotischen Bäumen im Stadtpark nachspüren würde – darunter eine Japanische Pagode und ein Caramel Tree, botanische Raritäten für eine Stadt dieser Größe.
Ich habe in meiner Karriere über 90 Länder bereist, aber selten einen Ort gefunden, der königliche Geschichte und lebendige Bierkultur so nahtlos verbindet wie Forchheim. Es ist, als würde man durch die Seitengasse der deutschen Geschichte schlendern, während man gleichzeitig an ihrer Gegenwart nippt – und das alles abseits der Touristenmassen, die sich in Nürnberg und Bamberg drängen.