Dieses sächsische Städtchen von 29.500 Einwohnern versteckt Europas höchste Eisenskulptur seit 1993

Die Morgensonne glitzert auf der majestätischen Elbe, während ich durch die ruhigen Straßen von Riesa schlendere. Diese 29.500-Einwohner Stadt wirkt zunächst unscheinbar – ein typisch sächsisches Städtchen zwischen Dresden und Leipzig. Doch was mich sofort fasziniert: Hier ragt Europas höchste Eisenskulptur – die monumentale „Elbquelle“ – wie ein rostiger Baum in den Himmel. Ein faszinierender Kontrast zur intimen Kleinstadt-Atmosphäre, der meine Neugier sofort weckt.

Verborgenes Kulturerbe zwischen Elbe und Stahl

Riesa überrascht mit einer perfekten Balance aus Industriegeschichte und kultureller Vielfalt auf nur 58,91 Quadratkilometern. Die Stadt trägt stolz ihr Erbe als Stahlstandort, hat sich aber längst zu einem unterschätzten Kulturzentrum entwickelt.

Im Herzen der Stadt entdecke ich das ehemalige Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert, das heute einen einzigartigen Tierpark beherbergt. „Die Verbindung von mittelalterlicher Architektur mit einem modernen Tierpark findet man nirgendwo sonst in Deutschland“, erzählt mir ein Angestellter, während ich durch die historischen Gemäuer wandere.

Besonders beeindruckend: Im Ostflügel des Klosters befindet sich eine Aquarienanlage, während im Westflügel das städtische Rathaus untergebracht ist. Diese Nutzungsvielfalt eines historischen Gebäudes macht Riesa zu einem Unikat in der deutschen Kulturlandschaft.

„Unsere Stadt wird oft unterschätzt. Besucher kommen wegen der Elbe und bleiben überrascht wegen unserer Kulturschätze – von der gigantischen Eisenskulptur bis zum Nudelcenter, das die Geschichte der Teigwarenherstellung erzählt.“

Zwischen Porzellan und Stahl: Die Kulturüberraschung Sachsens

Während das nahe Meißen für seine Porzellankunst weltberühmt ist, hat Riesa mit seiner Stahlgeschichte einen völlig anderen Charakter entwickelt. Das macht die Stadt zu einer authentischen Alternative für Reisende, die das wahre Sachsen erleben möchten.

In Riesa entdeckt man eine Stadt ohne Touristenmassen, dafür mit echtem Lokalkolorit. Die Einheimischen begrüßen sich mit dem typisch sächsischen „Gut!“ statt „Gesundheit“ – ein charmantes Detail, das man nur hier erlebt.

Für Kunstliebhaber bietet die Region noch weitere Eisenkunst-Highlights – während Riesa mit seiner 12-Meter-Skulptur beeindruckt, findet man im nahegelegenen Löbau Europas einzigen Gusseisenturm, eine perfekte Ergänzung für Liebhaber industrieller Architektur.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang zu Riesas Schätzen beginnt am Rathausplatz, wo kostenlose Parkplätze zur Verfügung stehen. Von hier erreichen Sie die Hauptattraktionen bequem zu Fuß. Besuchen Sie den Tierpark am frühen Vormittag, um die Tiere aktiv zu erleben.

Ein absolutes Muss ist das Nudelcenter, wo Sie nicht nur die Produktion beobachten, sondern auch an Nudelworkshops teilnehmen können – eine Erfahrung, die ähnlich einzigartig ist wie die berühmten Spitzenwerkstätten in Plauen. Beide zeigen traditionelles Handwerk in authentischer Umgebung.

Der perfekte Zeitpunkt für einen Besuch ist das Stadtfest im Juli 2025 (4.-6. Juli), wenn die gesamte Stadt mit Rummel, Genussmeile und einer spektakulären Pyroshow feiert. Für Naturliebhaber empfehle ich den Elberadweg, der direkt an der Stadt vorbeiführt – besonders malerisch im Morgenlicht.

Unbekannt bleibt für viele Besucher auch die Riesaer Sternwarte, die abends für astronomische Beobachtungen öffnet. Unter einem überraschend klaren Himmel können Sie hier Sterne fernab der Großstadtlichter entdecken.

Kulinarische und kulturelle Überraschungen

Für meinen Gaumen war das Nudelcenter eine wahre Offenbarung. Hier wird die Teigwarentradition seit Generationen gepflegt. Als meine Tochter Emma die verschiedenen Nudelformen bestaunte, erklärte ihr ein Mitarbeiter geduldig, wie das berühmte „Loch“ in die Makkaroni kommt.

Diese Mischung aus industriellem Erbe und kulinarischer Tradition erinnert mich an die verwitterten Eisenbahnen von Portland, meine Heimatstadt – beide Orte verbinden Industriegeschichte mit moderner Lebensart auf unerwartete Weise.

Riesa mag klein sein, aber es verkörpert perfekt jene versteckten Juwelen, die ich während meiner Reisen am meisten schätze: authentisch, unverdorben vom Massentourismus und reich an kulturellen Schätzen, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Wie ein gut gehütetes Geheimnis zwischen den touristischen Hochburgen Sachsens.