Ich war gerade auf der Suche nach einem Aussichtspunkt, als ich sie entdeckte – zwei mächtige Erhebungen, die aus dem Erzgebirge herausragen. Zwischen Wäldern und sanften Hügeln versteckt liegt Geising, eine 1.148-Einwohner Stadt in Sachsen, die ein geologisches Geheimnis bewahrt: Zwei erloschene Vulkane auf nur 56 Quadratkilometern. Der Geisingberg (824 Meter) und die Kohlhaukuppe (786 Meter) ragen wie urzeitliche Wächter über dieser Landschaft auf, nur 20 Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt.
Zwei erloschene Vulkane auf nur 56 km²: Geisings geologisches Wunder
Während ich den Waldweg hinaufsteige, wird mir die geologische Seltenheit bewusst: Geising hat eine Bevölkerungsdichte von nur 20 Einwohnern pro Quadratkilometer – eine der niedrigsten in Mitteldeutschland. Diese menschenleere Landschaft beherbergt jedoch ein erstaunliches vulkanisches Erbe.
Die charakteristischen Basaltsäulen der Kohlhaukuppe zeugen von ihrer feurigen Vergangenheit, ähnlich wie die vulkanischen Formationen in der Rhön. Der Unterschied? Hier verschmelzen sie mit der reichen erzgebirgischen Bergbaugeschichte. Die überraschende Landschaftsvielfalt in Ostdeutschland zeigt sich nicht nur in Weinanbaugebieten, sondern auch in diesen vulkanischen Formationen.
Der Geisingberg trägt einen besonderen Schatz: den Louisenturm, der 1891 in nur 68 Tagen erbaut wurde. Ursprünglich sollte er nach der Verlobten des späteren Königs Friedrich August III. benannt werden – ein Name, der sich nicht durchsetzte. Heute bietet er einen 360-Grad-Panoramablick über das gesamte Osterzgebirge.
Von Bergbauzeuge bis Vulkankuppe: Eine 800-jährige Naturgeschichte
Ähnlich wie andere historische Schätze im Osten Deutschlands bietet Geising eine Zeitreise in die Vergangenheit. Der denkmalgeschützte Stadtkern mit seinen Fachwerkbauten aus dem 16. Jahrhundert steht im Kontrast zur vulkanischen Landschaft.
Das Saitenmacherhaus von 1688 beherbergte über zwei Jahrhunderte eine Zinngießerei – ein Beweis für das traditionelle Handwerk der Region. Ähnlich wie andere deutsche Kleinstädte mit überraschender historischer Bedeutung hat Geising seine eigene technische Tradition: In der Geisinger Flur gab es einst drei Schmelzhütten und 15 Pochwerke.
„Zwischen den vulkanischen Basaltsäulen und den alten Stolleneingängen spürst du, wie Natur- und Menschheitsgeschichte hier aufeinandertreffen. Man wandert buchstäblich durch Jahrtausende – und begegnet kaum einem anderen Wanderer.“
Besonders faszinierend: In der Stadtkirche zieren Bergmannsleuchter und das Symbol Schlegel und Eisen den Altar – ein seltenes Beispiel für die Verschmelzung von Bergbau und religiöser Kultur.
Der vergessene Bergbau-Vulkan: Was Experten über die Kohlhaukuppe sagen
Während andere sächsische Kleinstädte für ihre Reformationsgeschichte bekannt sind, punktet Geising mit geologischen Besonderheiten. Die Kohlhaukuppe, früher Wettinhöhe genannt, trägt mit ihren Basaltformationen das Geheimnis einer längst vergangenen vulkanischen Aktivität.
Geologen sind fasziniert vom Zusammenspiel der Bergbaugeschichte mit dem vulkanischen Erbe. Der Tiefenbach-Wasserfall und der grenzüberschreitende Bergbaulehrpfad erzählen diese doppelte Geschichte der Region. Auf dem Weg finden sich mysteriöse Stollenmundlöcher – Eingänge zu einer untergegangenen Bergbauwelt.
Seit 2023 ist Geising staatlich anerkannter Erholungsort – eine späte Anerkennung für dieses geologische Kleinod. Die Bevölkerungsdichte von 20 Einwohnern pro Quadratkilometer sorgt für eine seltene Ruhe, die Wanderer und Naturliebhaber zu schätzen wissen.
Sommergeheimtipp 2025: Wandern zwischen vulkanischen Aussichtstürmen
Der Sommer 2025 ist die perfekte Zeit, um Geising zu erkunden. Die Wanderwege zwischen den beiden vulkanischen Gipfeln sind jetzt optimal begehbar und bieten atemberaubende Ausblicke. Starten Sie Ihre Tour am besten vom Parkplatz am Geisingberg, der kostenlos genutzt werden kann.
Während andere deutsche Kleinstädte mit Museumsdichte beeindrucken, überzeugt Geising mit natürlichen Attraktionen pro Quadratkilometer. Besuchen Sie den Wildpark Osterzgebirge am frühen Morgen, wenn die Tiere besonders aktiv sind.
Planen Sie einen Besuch in der Bergbaude Geisingberg für authentische erzgebirgische Küche – ich empfehle die regionalen Kartoffelgerichte, die nach Bergmannstradition zubereitet werden. Und nehmen Sie sich Zeit für den Silber-Stollen im Erdbachtal, einen der besterhaltenen Bergbauzeugen der Region.
Als ich den Gipfel der Kohlhaukuppe erreichte, verstand ich den wahren Wert dieses Ortes. Inmitten der sanften sächsischen Landschaft erheben sich diese vulkanischen Zeugen einer längst vergangenen Epoche – wie Sarah es ausdrücken würde: „Zeitfenster in die Erdgeschichte“. Geising ist wie ein aufgeschlagenes geologisches Lehrbuch, das nur darauf wartet, von denjenigen entdeckt zu werden, die abseits der ausgetretenen Pfade suchen.