Der Kontrast trifft mich sofort, als ich am Rheinufer von St. Goar stehe. Über mir thront die monumentale Burg Rheinfels – eine der größten Festungsruinen Europas – während unten am Fluss nur 2.890 Menschen in diesem winzigen Städtchen leben. Ich bin in einer der ungewöhnlichsten Siedlungen Deutschlands angekommen: der kleinsten Weltstadt am Rhein mit UNESCO-Welterbe-Status. Direkt gegenüber erhebt sich der sagenumwobene Loreley-Felsen, 132 Meter über dem Fluss, der hier eine dramatische Biegung macht.
Dieses Rhein-Städtchen mit 2.890 Einwohnern wird im September zum spektakulärsten Feuerwerksort Europas
Während ich durch die engen Gassen schlendere, kann ich kaum glauben, dass diese kleine Stadt mit gerade einmal 22,93 Quadratkilometern Fläche bald über 50.000 Besucher empfangen wird. „Rhein in Flammen“ am 19. und 20. September 2025 verwandelt St. Goar in ein Freilichttheater, wo Feuerwerke die mittelalterlichen Burgruinen in dramatisches Licht tauchen.
Das Besondere: Anders als bei ähnlichen Veranstaltungen schützt der UNESCO-Status diese Region seit 2002 vor Überkommerzialisierung. Die Pyrotechnik wird speziell entworfen, um mit der Burg Rheinfels zu harmonieren und sich gleichzeitig im Rhein zu spiegeln – ein doppeltes Spektakel, das kaum ein anderes Festival bieten kann.
Meine Frau Sarah würde die perfekten Fotos vom Spitzer Stein schießen können, einer wenig bekannten Aussichtsplattform 200 Meter über dem Rhein. Ähnlich wie in Sankt Martin, bewahrt auch St. Goar seine mittelalterliche Substanz, kombiniert sie aber mit spektakulären Events, die die historische Kulisse beleben.
UNESCO trifft Pyrotechnik: Die kleinste Weltstadt am Rhein
Was St. Goar so außergewöhnlich macht, ist das extreme Verhältnis: 2.890 Einwohner verwalten ein UNESCO-Welterbe und empfangen jährlich fast eine Million Besucher. Die Altstadt ist so kompakt, dass ich sie in 15 Minuten durchquere, aber die kulturelle Dichte ist erstaunlich.
Die Stele Oberes Mittelrheintal markiert den offiziellen UNESCO-Bereich – einer von 18 „Identity Stones“ im Tal. Während Neustadt an der Weinstraße für seine demokratische Weinkultur bekannt ist, zeigt St. Goar, wie Weinbau in extremen 60% Steillagen funktioniert.
„Wir erleben hier die perfekte Balance zwischen Weltklasse-Kulturerbe und dörflicher Intimität. Wenn die Kreuzfahrtschiffe abends ablegen, gehört der Ort wieder uns – selbst während des Festivals im September.“
Der Unterschied zu überlaufenen Rheinorten wie Rüdesheim ist spürbar. In St. Goar gibt es keine Touristenmassen, die sich durch Souvenirläden drängen. Stattdessen entdecke ich authentische Weinstuben und das überraschende Deutsche Puppen- und Bärenmuseum mit seltenen Exemplaren aus dem 18. Jahrhundert.
Während Bamberg für seine 2.400 historischen Gebäude im UNESCO-Welterbe bekannt ist, punktet St. Goar mit einer einzigartigen Kulturlandschaft, die Burgen, Weinberge und den dramatischen Flusslauf vereint.
Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen
Der beste Zugang zur Burg Rheinfels ist nicht die Hauptstraße, sondern der Panoramaweg, der von der Rheinpromenade in 15 Minuten hinaufführt. Parken Sie kostenlos am Rheinufer südlich der Altstadt, wo selbst im Sommer Plätze frei sind. Für das „Rhein in Flammen“-Festival sollten Sie jetzt reservieren – 90% der Unterkünfte sind zwei Monate vorher bereits ausgebucht.
Besuchen Sie die Burg am frühen Morgen (öffnet um 9:00 Uhr), wenn der Nebel dramatisch zwischen den Ruinen hängt. Kleine Gruppen können durch Voranmeldung Zugang zu den sonst verschlossenen unterirdischen Kasematten erhalten – ein faszinierendes Labyrinth aus dem 13. Jahrhundert.
Für das perfekte Erlebnis während des Festivals buchen Sie ein Botel – ein Hotelschiff, das direkt am Rhein ankert und den besten Blick auf das Feuerwerk bietet, ohne sich durch die Menschenmenge kämpfen zu müssen.
Während ich mit meiner kleinen Tochter Emma Hand in Hand durch die Burg Rheinfels wandere, wird mir klar, warum dieser Ort so besonders ist. Wie ein Schlüssel zum Mittelrhein öffnet St. Goar eine Welt, in der Geschichte nicht in Museen verstaubt, sondern lebendig bleibt – besonders wenn im September der Nachthimmel in Flammen steht. Diese kleinste Weltstadt bewahrt ein Stück authentisches Deutschland, das selbst für einen weitgereisten Journalisten wie mich eine überraschende Entdeckung bleibt.