Dieses Rheinland-Pfalz Dorf von 770 Einwohnern gründete 1868 die erste Winzergenossenschaft der Welt

Die Morgensonne taucht die steilen Schieferhänge in goldenes Licht, während ich durch schmale Gassen zwischen Fachwerkhäusern hindurchschlendere. Vor mir öffnet sich plötzlich der Blick auf etwas völlig Unerwartetes: 770 Einwohner beherbergen hier in Mayschoß die älteste Winzergenossenschaft der Welt, gegründet 1868. Dieses winzige Dorf im Ahrtal, nur 35 Kilometer südwestlich von Bonn, hält einen Weltrekord, von dem selbst die meisten Deutschen nichts wissen.

Meine Wanderung begann heute am frühen Morgen am Bahnhof Mayschoß, dem perfekten Startpunkt für Erkundungen dieses versteckten Juwels. Von hier sind es nur 10 Gehminuten zum Zentrum des 5,63 Quadratkilometer großen Dorfs, das zwischen steilen Weinbergen und der sanft fließenden Ahr eingebettet liegt.

Wie ein 770-Einwohner-Dorf Weingeschichte schrieb

„Es gibt hier mehr Weinfässer als Einwohner“, erklärt mir der Kellermeister mit einem Augenzwinkern, während wir durch die historischen Gewölbekeller schreiten. Die Zahlen sind tatsächlich verblüffend: Eine Lagerkapazität von 2,16 Millionen Litern – das entspricht 2.805 Litern pro Einwohner. Zum Vergleich: Bordeaux-Gemeinden produzieren durchschnittlich nur 180 Liter pro Kopf.

Die Geschichte begann 1868, als 18 Winzer sich zusammenschlossen – eine revolutionäre Idee, die das Konzept der Winzergenossenschaft weltweit prägte. Während ich durch die kühlen Kellergewölbe wandere, wird mir klar, dass ich an einem Ort stehe, der für die Weinwelt das ist, was Wie auch andere kleine deutsche Gemeinden mit historischen Rekorden, hat Mayschoß seine Bedeutung in der Weltgeschichte verankert.

In den historischen Weinkellern von 1873 begegne ich einer Überraschung: Die Keller sind so weitläufig, dass sie problemlos die gesamte Dorfbevölkerung aufnehmen könnten. Ein lokales Sprichwort besagt: „Wenn wer in Mayschoß nicht im Weinkeller war, von dem kann man sagen, der war auch nicht an der Ahr.“

Warum Mayschoß 2025 berühmte Weinregionen übertrifft

Von der 253 Meter hohen Saffenburg, der ältesten Höhenburg an der Ahr, bietet sich mir ein atemberaubender 360°-Panoramablick. Die Weinhänge erstrecken sich terrassenartig an den steilen Schieferhängen – ein Anblick, der 2020 offiziell als „Schönster Weinblick Ahr“ ausgezeichnet wurde. Für Weinliebhaber, die authentische Weinorte ohne Touristenmassen bevorzugen, ist Mayschoß ein wahres Paradies.

„In Bernkastel-Kues schieben sich die Touristengruppen durch die Gassen. Hier in Mayschoß sitze ich allein zwischen den Reben, mit einem Glas Spätburgunder in der Hand und dem Gefühl, ein Geheimnis entdeckt zu haben, das die Welt übersehen hat.“

Was Mayschoß 2025 besonders macht, ist seine bemerkenswerte Resilienz. Nach der verheerenden Flut von 2021 hat sich das Dorf wie ein Phönix aus der Asche erhoben. Die Winzergenossenschaft, ähnlich wie andere Rheinland-Pfalz Weindörfer mit internationaler Reputation, präsentiert sich heute stolzer denn je.

Der Spätburgunder gedeiht hier besonders gut, ein Ergebnis des einzigartigen Mikroklimas und der mineralreichen Schieferböden. Die Weine werden regelmäßig vom Gault Millau ausgezeichnet – eine bemerkenswerte Leistung für ein Dorf, das auf keiner touristischen Hitliste steht.

Die beginnende Weinlese verwandelt die Landschaft in ein rot-goldenes Farbspektakel – der perfekte Zeitpunkt für meinen Besuch. Das Ahrtal bietet, ähnlich wie andere spektakuläre Landschaften in Rheinland-Pfalz, eine natürliche Schönheit, die man in berühmteren Weinregionen vergeblich sucht.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang erfolgt mit der Ahrtalbahn, die direkt von Bonn nach Mayschoß fährt. Alternativ gibt es einen kostenlosen Parkplatz am Ortseingang mit 30 Stellplätzen. Besuchen Sie Mayschoß am frühen Morgen oder späten Nachmittag, wenn das Licht die Weinberge magisch illuminiert.

Eine Kellerführung kostet nur 12 Euro pro Person und beinhaltet eine Verkostung von 5 Weinen. Das Probierglas dürfen Sie als Souvenir behalten – eine charmante lokale Tradition. Die Touren finden täglich um 11:00, 14:00 und 16:00 Uhr statt, Reservierungen sind empfehlenswert.

Der Rotweinwanderweg und der Ahrsteig führen direkt durch Mayschoß und bieten spektakuläre Ausblicke. Ein Geheimtipp: Am Weg nach Rech versteckt sich der malerische Bären-Brunnen, ein perfekter Ort für eine Rast.

Während meine Frau Sarah Fotos von den sonnendurchfluteten Weinbergen macht, springt unsere Tochter Emma begeistert zwischen den Rebzeilen umher. „Es ist wie ein Märchen“, ruft sie, und ich kann ihr nur zustimmen. In Mayschoß verschmelzen Tradition und Moderne zu etwas Zeitlosem – wie ein guter Wein, der mit den Jahren nur besser wird.

Als ich ein letztes Mal auf das Dorf zurückblicke, wird mir klar: Manchmal sind es die kleinsten Orte, die die größten Geschichten erzählen. Mayschoß mag nur 770 Einwohner haben, aber seine Bedeutung für die Weinwelt ist unermesslich – ein verstecktes Juwel, das darauf wartet, entdeckt zu werden.