Dieses Rheinland-Pfalz Dorf von 63 Einwohnern versteckt Deutschlands ruhigste Alternative zur überfüllten Geierlay-Brücke

Als ich die schmale Straße nach Forst (Hunsrück) hinunterfuhr, schien die Welt plötzlich anzuhalten. Vor mir lag ein winziges Dorf mit exakt 63 Einwohnern, während wenige Kilometer entfernt die berühmte Geierlay-Hängebrücke jährlich von über 180.000 Besuchern überquert wird. Diese versteckte Siedlung im Herzen des Hunsrück, nur 10 Fahrminuten vom Instagram-Hotspot entfernt, existiert in einer anderen Dimension. Während mein Auto über die einzige Straße rollte, grüßte mich ein älterer Herr mit einer Handbewegung – der erste von nur 63 Menschen, die diesen Mikrokosmos bewohnen.

Die 63-Seelen-Gemeinde: Der perfekte Gegenentwurf zur Geierlay-Massenerfahrung

Forst verkörpert einen fast surrealen statistischen Kontrast. Auf jeden Einwohner kommen hier über 2.800 Touristen, die jährlich die nahe Geierlay-Brücke besuchen – ohne je zu wissen, dass dieser friedliche Ort existiert. Anders als Glowe auf Rügen, das mit 977 Einwohnern jährlich 88.000 Besucher empfängt, bleibt Forst völlig unentdeckt.

„Wir haben hier mehr Waldwege als Menschen„, erklärt mir ein Dorfbewohner, während er frisches Brot aus dem historischen Backes (Gemeinschaftsofen) holt. Die Traumschleifen-Wanderwege, die das Dorf umgeben, erstrecken sich über mehr als 100 Kilometer – das sind 1.587 Meter pro Einwohner.

„Während an der Geierlay hunderte Selfies gemacht werden, kann ich hier stundenlang wandern, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Die Stille ist unser größter Luxus.“

Der historische Gemeinschaftsofen steht im Zentrum des Dorflebens. Seit Jahrhunderten backen die Frauen hier 3-4 Mal im Jahr gemeinsam Brot – eine Tradition, die auf die Zeit zurückgeht, als Forst noch zum Erzstift Trier gehörte. Jedes Haus bekommt exakt zwei Laibe pro Backtag.

10 Minuten von der Menschenmenge entfernt: Die authentische Hunsrück-Erfahrung

Während an der 360 Meter langen Geierlay-Brücke täglich über 1.000 Besucher Schlange stehen, umgibt Forst eine fast meditative Ruhe. Die Nähe zu diesem Touristen-Hotspot macht den Kontrast noch faszinierender.

Bei meiner Wanderung durch die umliegenden Wälder entdecke ich Teile des berühmten Kyrill-Pfades, der an die Verwüstung durch den Sturm von 2007 erinnert. Umgestürzte Bäume bilden natürliche Skulpturen, während neue Triebe das Leben symbolisieren.

Statt dem überlaufenen Wasserfall in Saarburg können Sie hier den stillen Mörsdorfer Bach entlang wandern, der durch 195 Hektar unberührten Wald fließt. Während Niederhausen mit seiner imposanten 200-Meter Rotenfels-Steilwand beeindruckt, bietet Forst subtilere Naturschönheiten.

Die Geschichten der drei verbliebenen historischen Höfe – Oberhof, Unterhof und Hof „Creins“ – werden hier noch lebendig gehalten. Anders als Rhens am Rhein, wo historische Ereignisse wie die Kaiserwahl von 1346 zelebriert werden, lebt die Geschichte in Forst im Stillen weiter.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang nach Forst führt über die L204 von Mastershausen aus. Parken Sie am Dorfrand – es gibt keine offiziellen Parkplätze, aber die Anwohner haben nichts gegen respektvolle Besucher.

Besuchen Sie das Dorf idealerweise an einem Backes-Tag (meist samstags, alle 3-4 Monate), wenn der Gemeinschaftsofen in Betrieb ist. Die genauen Termine erfahren Sie im Gemeindeamt Mastershausen.

Der August bietet die perfekte Balance: Die Waldwege sind trocken, die Temperaturen angenehm, und die meisten Touristen konzentrieren sich auf die Geierlay-Brücke. Für Weinliebhaber bietet Münster-Sarmsheim an der Nahe die perfekte Ergänzung zu Ihrer Hunsrück-Reise.

Nehmen Sie unbedingt den versteckten Pfad zum Königsstuhl (347 m), der höchsten Erhebung nahe Forst. Von hier aus blicken Sie an klaren Tagen bis zum Erbeskopf (816 m), der höchsten Erhebung des Hunsrück.

Als ich Forst verließ, nahm ich ein Stück der Stille mit. Während Sarah Fotos der unberührten Waldlandschaft machte, dachte ich an meine Tochter Emma, die hier das erleben könnte, was in unserer überfüllten Welt immer seltener wird: echte Ruhe. In einer Zeit, in der Reiseziele durch Instagram-Tauglichkeit definiert werden, ist Forst wie ein gut gehütetes Familiengeheimnis – eines, das man nur den vertrauenswürdigsten Freunden verrät. Wenn Sie einen Ort suchen, der das Herz des Hunsrück verkörpert, ohne die Menschenmassen der Geierlay-Brücke, haben Sie ihn gefunden. Er hat 63 Einwohner und wartet nur darauf, entdeckt zu werden – aber beeilen Sie sich, bevor der Rest der Welt davon erfährt.