Dieses brandenburgische Barockjuwel von 50.068 Einwohnern versteckt einen der drei weltweiten Bernsteinkronleuchter

Die Morgensonne taucht den Bernsteinkronleuchter im Schloss Oranienburg in goldenes Licht, während ich durch die barocken Säle wandere. Mit 50.068 Einwohnern ist diese Stadt, nur 35 Kilometer nördlich von Berlin, Brandenburg’s fünftgrößte – und doch scheint sie wie ein gut gehütetes Geheimnis. Die imposante Schlossfassade spiegelt sich in der vorbeiziehenden Havel, während mir ein Museumsführer zuflüstert, dass ich vor einem von nur drei Bernsteinkronleuchtern weltweit stehe. Irgendwie hat die Welt dieses preußische Barockjuwel übersehen.

Oranienburgs verborgene Schätze: Preußische Pracht ohne Menschenmassen

Was mich sofort überrascht: Trotz 10% Bevölkerungswachstum seit 2020 bleibt Oranienburg eine Stadt ohne Touristenmassen. Während in Bad Mergentheim der Deutsche Orden seine Residenz hatte, prägte in Oranienburg die preußische Krone das Stadtbild.

Das älteste Barockschloss Brandenburgs wurde von Louise Henriette von Oranien-Nassau inspiriert – daher der Name der Stadt. Der holländische Einfluss ist unverkennbar: symmetrische Gartenanlagen, Wasserspiele und eine Architektur, die an die Niederlande erinnert. Der historische Schatz bleibt dennoch für internationale Reisende weitgehend unentdeckt.

Die Porzellankammer im Schloss beherbergt frühe Berliner Fayence-Kunstwerke, die selbst viele Kunsthistoriker überraschen. In einem Nebenraum stehen filigrane Elfenbeinmöbel – Handwerkskunst, die fürstliche Macht symbolisierte und heute kaum bekannt ist.

Das „holländische Berlin“: Warum Oranienburg an Delft erinnert

Die niederländischen Einflüsse in Oranienburg erinnern an Friedrichstadt, wo ein ganzes Ensemble holländischer Giebelhäuser erhalten blieb. Aber hier sind es die Wasserstraßen, die dem Ort seinen besonderen Charakter verleihen.

Ein einzigartiges Wasserdreieck aus Havel, Oranienburger Kanal und Oder-Havel-Kanal umgibt die Stadt. Diese Wasserwege erinnern an die niederländische Stadt Delft, jedoch mit preußischem Flair und deutlich weniger internationalen Besuchern.

„Manche kommen für einen Tag aus Berlin und bleiben dann eine Woche. Die Verbindung von königlicher Geschichte, Wasser und entspannter Atmosphäre ist etwas, das man nirgendwo sonst findet.“

Während Mittenwalde und Berlin eine kuriose Finanzgeschichte teilen, profitiert Oranienburg heute von der Nähe zur Hauptstadt, ohne deren Hektik zu übernehmen. Der Schlosspark, einst Schauplatz der Landesgartenschau 2009, ist heute ein grünes Paradies für Einheimische und die wenigen Entdecker.

Wie Bad Arolsen im Norden Hessens besitzt auch Oranienburg ein Barockschloss von beeindruckender Eleganz, das jedoch mehr historische Authentizität bewahrt hat.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang zum Schloss ist über den Schlosshafen, wo Sie zwischen Mai und September ein Boot mieten können. Parken Sie kostenlos am Schlosspark-Parkplatz und erreichen Sie alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß innerhalb von 15 Minuten.

Besuchen Sie das Schlossmuseum am Dienstagmorgen, wenn es am ruhigsten ist. Der Bernsteinkronleuchter wirkt im Morgenlicht (9-11 Uhr) besonders magisch, wenn die Sonnenstrahlen das Bernstein zum Leuchten bringen.

Nach dem Schlossbesuch sollten Sie unbedingt die Havel-Uferpromenade entlangschlendern. Im Schlosspark-Café servieren sie einen erstaunlichen Apfelkuchen nach einem alten preußischen Rezept – perfekt mit Blick auf die Wasserspiele.

Während Laboe an der Ostsee mit seinem U-Boot-Museum überrascht, bietet Oranienburgs Schlossmuseum einen der seltensten Bernsteinkronleuchter der Welt – ein Schatz, der allein die Reise wert ist.

Als ich mit meiner Tochter Emma die Wal-Skulptur „Oki“ im Schlosspark entdecke, die fröhlich Wasser sprudelt, verstehe ich, warum diese Stadt ein solches Geheimnis bleiben konnte. Sie ist zu bescheiden, um zu prahlen. Oranienburg ist wie ein gut verstecktes Familienerbstück – wertvoll, aber nur von jenen wirklich geschätzt, die seine Geschichte kennen. Dieses preußische Barockjuwel wartet darauf, von Ihnen entdeckt zu werden, bevor der Rest der Welt seine Schönheit erkennt.