Eine Morgenbrise weht durch die Laubbäume, als ich am Deutschordensschloss Bad Mergentheim ankomme. Die 24.182 Einwohner zählende Kurstadt liegt friedlich im Taubertal, nur 35 Kilometer nordöstlich von Würzburg. Was die meisten Reisenden nicht wissen: Diese unscheinbare Stadt war 284 Jahre lang Machtzentrum des Deutschen Ordens – jener mächtigen Rittergemeinschaft, die im Mittelalter weite Teile Europas kontrollierte. Hier verbinden sich 2025 mittelalterliche Geschichte und modernste Augmented-Reality-Technologie zu einem faszinierenden Reiseerlebnis.
Wo Hochmeister wirklich lebten: 3x mehr historische Schlossfläche als in Rothenburg
Während Rothenburg ob der Tauber mit seinen Stadtmauern Besuchermassen anzieht, beeindruckt Bad Mergentheim mit echter Geschichte. Das Deutschordensschloss war von 1525 bis 1809 tatsächlicher Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens. Keine inszenierte Mittelalterkulisse, sondern ein authentisches Machtzentrum.
Im Inneren entdecke ich prächtige Prunksäle der Hochmeister mit beeindruckenden Stuckarbeiten und originalen Rüstungen. Die Wendeltreppe von Baumeister Blasius Berwart führt zu versteckten Räumen, die von der politischen Bedeutung dieses Ortes zeugen. Während andere mittelalterliche Städte wie Bad Münstereifel durch ihre Stadtmauern beeindrucken, punktet Bad Mergentheim mit dem tatsächlichen Machtzentrum des Deutschen Ordens.
Besonders faszinierend: Das Deutschordensmuseum bewahrt über 3.000 Originaldokumente des Ordens, darunter seltene Siegel und Urkunden. Während Delitzsch mit Deutschlands ältestem Barockschloss beeindruckt, bietet Bad Mergentheim ein authentisches Ordensritterschloss mit tatsächlicher politischer Geschichte.
Von Rittersitz zur digitalen Zeitreise: Die AR-Revolution im Taubertal
Was Bad Mergentheim im Sommer 2025 besonders attraktiv macht: Die innovative „zeigmal.“-App lässt mittelalterliche Geschichte durch Augmented Reality lebendig werden. Mit meinem Smartphone scanne ich QR-Codes an historischen Gebäuden, worauf digitale Ritterfiguren erscheinen und Geschichte erklären – direkt an den Originalschauplätzen.
Die AR-Technologie funktioniert bei Sonnenschein optimal – ein weiterer Grund für einen Sommerbesuch. Die Fusion von Geschichte und Technologie findet in Baden-Württemberg zunehmend Verbreitung, wie auch Bad Wimpfens Experiment mit autonomen Bussen zeigt.
„Hier in Mergentheim steht man nicht vor nachgebauten Kulissen, sondern an Orten, wo tatsächlich Geschichte geschrieben wurde. Die AR-App macht den Unterschied erlebbar – plötzlich sieht man die Ordensritter durch die Räume schreiten, wo sie wirklich gelebt haben.“
Besonders beeindruckend ist der Milchlingsbrunnen auf dem Marktplatz. Was alle Reiseführer übersehen: Die dargestellte Figur ist nicht der Hochmeister Wolfgang Schutzbar genannt Milchling, sondern vermutlich ein Roland – ein mittelalterliches Symbol für Stadtrechte. Diese historische Kontroverse wird in der AR-App lebendig diskutiert.
Deutschlands Kurstadt-Geheimnis: Warum 2025 der perfekte Besuchszeitpunkt ist
Bad Mergentheim vereint auf 130 Quadratkilometern historisches Erbe mit Kurkultur. Seit 1926 trägt die Stadt den Titel „Bad“, nachdem man 1826 die Heilquellen entdeckt hatte. Bad Mergentheim reiht sich damit in die exklusive Liste deutscher Heilbäder mit jahrhundertealter Tradition ein, vergleichbar mit Bad Schwalbach und seiner 650-jährigen Kurgeschichte.
Der Kurpark gehört zu den schönsten Deutschlands – im englischen Gartenstil angelegt, mit weitläufigen Grünflächen und prächtigen Blumenbeeten. Im Sommer 2025 erlebt die Stadt einen Aufschwung durch kulturinteressierte Reisende, die authentische Erlebnisorte abseits der Touristenströme suchen, wie auch Arnstadt mit seiner Bach-Geschichte.
Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen
Der beste Zugang erfolgt über die A81 (Ausfahrt Tauberbischofsheim) mit anschließender Fahrt auf der B290. Parken Sie kostenlos am P+R Parkplatz Wildpark und nutzen Sie den 10-minütigen Shuttlebus zur Altstadt.
Besuchen Sie das Deutschordensmuseum am frühen Vormittag (Öffnung 9 Uhr), wenn die AR-App ohne Warteschlangen nutzbar ist. Für 7 Euro Eintritt erhalten Sie Zugang zum gesamten Schloss inklusive Sonderausstellungen.
Ein lokales Geheimnis: Die Zwillingshäuser von 1780 beherbergen ein charmantes Café, wo Sie fränkische Spezialitäten mit Blick auf den historischen Marktplatz genießen können. Und wer das Narrengefängnis im Keller des Alten Rathauses sehen möchte, muss ausdrücklich danach fragen – es ist nicht Teil der Standardführung.
Als ich mit meiner Tochter Emma durch den Wildpark spaziere, wird mir klar: Bad Mergentheim ist genau jene Mischung aus Geschichte und Moderne, die ich meinen Lesern empfehlen möchte. Wie die Tauber sanft durch das Tal fließt, so verbindet diese Stadt mühelos Jahrhunderte – vom Ritterschwert zur Augmented Reality. In fränkischer Tradition würde man sagen: „Här is ebbes los!“ – hier ist etwas Besonderes im Gange. Und 2025 ist genau der richtige Zeitpunkt, um es zu entdecken.