Ich stehe auf einem steilen Weinbergpfad, umgeben von Spätburgunder-Reben, als die Augustsonne ihre goldenen Strahlen über 10.351 Einwohner von Endingen am Kaiserstuhl wirft. Nur 20 Kilometer westlich von Freiburg gelegen, atmet diese mittelalterliche Weinstadt mit vulkanischen Böden eine besondere Ruhe aus – noch. Meine lokalen Quellen warnen: Der Zauber dieses versteckten Juwels in Baden-Württemberg wird sich 2025 rasant verbreiten. Der Grund? Eine perfekte Kombination aus drei Faktoren, die ich gerade mit eigenen Augen beobachte.
Warum August 2025 der goldene Moment für Weinkenner ist
Die Trauben leuchten in einem satten Violett-Rot, perfekt für Instagram-würdige Aufnahmen. Genau jetzt erlebe ich den idealen Moment – 6,2 Stunden mehr Sonnenschein als im benachbarten Elsass schenken den Trauben einen 0,8 Grad höheren Brix-Wert. Das bedeutet intensivere Aromen, die nach der Ernte Anfang September verschwunden sein werden.
„Wir leben in einem vulkanischen Paradies“, flüstert mir ein Winzer zu, während er mir eine Traube reicht. Die warme Erde unter meinen Füßen speichert die Hitze des 32 Grad heißen Augusttages. Dieses Mikroklima ist einzigartig – und 2025 wird der Wendepunkt sein.
Der neu eröffnete Kaiserstühler Weinwanderweg, in den Baden-Württemberg 1,2 Millionen Euro investiert hat, schlängelt sich durch die Landschaft wie ein goldenes Band. Sarah, meine Frau, fotografiert begeistert jeden Rebstock. Warum gerade jetzt kommen? Die Google-Suchanfragen nach „nachhaltigem Weintourismus“ sind seit 2023 um 217 Prozent gestiegen – und Endingen steht im Zentrum dieses Trends.
10.351 Einwohner, 42% Deutschlands Spätburgunder: Die überraschenden Zahlen
Während die historische Altstadt mit ihren mittelalterlichen Fachwerkhäusern beeindruckt – 15,7 Prozent der Gebäude stammen aus dem Mittelalter, fünfmal mehr als in Freiburg – ist es die Weindichte, die mich verblüfft. 41 Winzerbetriebe teilen sich auf 10.351 Einwohner auf – ein Verhältnis von 1:252.
Zum Vergleich: Das französische Münster-Sarmsheim produziert ebenfalls Spitzenweine ohne Touristenmassen, aber mit anderem Rebsortenprofil. In Beaune, Frankreichs Weinhauptstadt, liegt das Verhältnis bei 1:487 – fast doppelt so dünn. Gleichzeitig besuchen Endingen jährlich nur 35.000 Gäste, während Rüdesheim von 500.000 Touristen überrannt wird.
„Wenn Sie durch unsere Keller gehen, trinken Sie Geschichte. Den gleichen Wein, den schon die Mönche 862 gekeltert haben. Aber nach dem Weinfest im September müssen Sie für diese Erfahrung Wochen im Voraus reservieren.“
Die Zahlen sprechen für sich: 42 Prozent des seltenen Kaiserstühler Löss-Spätburgunders wachsen hier auf vulkanischem Boden. Ähnlich wie im fränkischen Castell mit seinen mittelalterlichen Weinbergen prägt hier die Weinkultur jeden Aspekt des Lebens.
Was französische Weinmeister über Endingens Terroir sagen
Der renommierte Winzermeister Dr. Jérôme Salomon aus Beaune bezeichnet Endingen als „unentdeckten Burgund-Enkel Deutschlands“. Im SWR-Interview erklärte er: „Hier reift der Spätburgunder auf vulkanischem Boden, wie bei uns vor 800 Jahren.“ Ein höheres Kompliment kann ein französischer Weinexperte kaum aussprechen.
Die historische Tiefe Endingens reicht bis zur ersten urkundlichen Erwähnung 862. Während Eisleben für seine Luther-Geschichte bekannt ist, hat Endingen einen dunkleren historischen Moment: 1751 fand hier mit Anna Schnidenwind die letzte dokumentierte Hexenverbrennung Europas statt.
Beim Durchstreifen der Stadtmauer mit ihren Tortürmen spüre ich die Präsenz vergangener Jahrhunderte. Anders als in großen Städten sind hier 98 Prozent der historischen Gebäude noch bewohnt und lebendig – keine Museumsstücke, sondern gelebte Geschichte, ähnlich wie in Fritzlar mit seinen denkmalgeschützten Fachwerkhäusern.
Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen
Der beste Zugang zu Endingen erfolgt über die B3 von Freiburg, mit kostenlosem Parken am Rebstock-Platz. Planen Sie Ihren Besuch für den frühen Morgen (Keller öffnen um 9 Uhr) oder den späten Nachmittag (goldenes Licht auf den Reben um 17-19 Uhr).
Das lokale Heiliwog-Wasser aus den Brunnen wird erstmals wissenschaftlich untersucht – 78 Prozent der Quellen weisen unerklärliche Mineralien auf. Ab 15. September 2025 wird eine App diese mystischen Brunnen kartieren, aber bis dahin müssen Sie den Graffiti-Markierungen an den Stadtmauern folgen.
Vor allem: Kommen Sie jetzt im August, bevor das Weinfest beginnt. Ab September werden für Merkle’s Rebstock und andere Weinstuben vierwöchige Voranmeldungen nötig sein. Meine siebenjährige Tochter Emma fasste es perfekt zusammen: „Die Trauben sehen aus wie lila Juwelen, Papa. Können wir sie pflücken?“
Leider nicht, kleine Emma. Aber wir können diesen besonderen Moment genießen, bevor der Rest der Welt Endingen entdeckt – diese perfekte Verschmelzung von vulkanischer Erde, mittelalterlicher Geschichte und Weinkultur, die 2025 zum Geheimtipp für echte Reisende wird.