Dieses Baden-Württemberg Städtchen von 10.388 Einwohnern versteckt 1,4 Millionen Mosaiksteine aus 1000 Meter Tiefe

Dampf steigt mystisch von der Wasseroberfläche auf, während ich in das 36°C warme Thermalwasser des Palais Thermal eintauche. Um mich herum glitzern 1,4 Millionen handgelegte Mosaiksteine an Wänden und Decken. Erstaunlich, dass dieser architektonische Schatz in einem Schwarzwald-Städtchen mit gerade einmal 10.388 Einwohnern versteckt liegt. Bad Wildbad, 75 Kilometer südwestlich von Stuttgart, bewahrt ein Geheimnis, das selbst viele Deutsche nicht kennen: Täglich sprudeln hier eine Million Liter Thermalwasser aus über 1000 Meter Tiefe – ein natürliches Phänomen, das bereits seit 1521 dokumentiert ist.

Das 1,4-Millionen-Mosaikstein-Wunder im 10.000-Seelen-Ort

Während ich durch die maurisch gestalteten Hallen des Palais Thermal wandere, wird der Kontrast immer deutlicher. Ein Kurort dieser Größe sollte solch ein Schmuckstück eigentlich nicht besitzen. Die orientalischen Rundbögen und die kunstvolle Kuppel aus dem Jahr 1847 erinnern eher an ein türkisches Hammam als an den Schwarzwald. Ähnlich beeindruckend wie Bayerns versteckte Alpenarchitektur-Perle vereint Bad Wildbad architektonische Pracht mit natürlicher Bergkulisse.

Der wahre Schatz verbirgt sich jedoch unter der Erde. Fünf Thermalquellen fördern rund um die Uhr heißes Mineralwasser, das ohne Pumpen oder künstliche Hilfen an die Oberfläche gelangt. Die Quellen wurden bereits im 14. Jahrhundert entdeckt, als Graf Eberhard der Greiner hier angeblich von schweren Kampfverletzungen geheilt wurde. Seither nutzen Menschen dieses natürliche Heilmittel.

Von Baden-Baden unterschätzt: 5 Thermalquellen liefern täglich 1 Million Liter

Während andere Baden-Württemberg-Orte wie Esslingen durch ihre Hexenprozess-Geschichte bekannt wurden, definiert sich Bad Wildbad durch seine Thermalkultur. Im Gegensatz zum mondänen Baden-Baden 30 Kilometer nördlich ist Bad Wildbad überraschend ruhig geblieben. Während Baden-Baden mit seinen Casino-Besuchern und Luxushotels glänzt, bietet Bad Wildbad eine selten gewordene Authentizität.

„Morgens im großen Thermalbecken zu schwimmen, wenn das Licht durch die bunten Glasfenster fällt und niemand da ist – diesen Moment der Stille findet man in keinem der berühmten Bäder mehr.“

Während manche kleine Orte von Massentourismus überrannt werden, behält Bad Wildbad trotz des Jubiläums seine entspannte Atmosphäre. Jürgen Schwarz, Geschäftsführer des Palais Thermal, bestätigt: „Unsere fünf Thermalquellen liefern konstant eine Million Liter pro Tag bei Temperaturen zwischen 36 und 41 Grad Celsius. Das Wasser ist so mineralhaltig, dass wir es für alle Becken direkt nutzen können.“

Während einige Orte mit vertikalen Naturwundern beeindrucken, erstaunen in Bad Wildbad die unterirdischen Schätze aus 1000+ Meter Tiefe. Das Thermalwasser enthält eine seltene Mineralienzusammensetzung, die bei Gelenkbeschwerden und Rheuma seit Jahrhunderten Linderung verschafft.

Das 30-jährige Jubiläum des renovierten Palais Thermal in 2025

Im Dezember 2025 feiert das Palais Thermal sein 30-jähriges Jubiläum seit der umfassenden Renovierung und Umbenennung. Was früher das Graf-Eberhard-Bad war, erstrahlt seit 1995 in neuem Glanz. Die Gebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert, aber die Tradition reicht wesentlich weiter zurück.

Der perfekte Zeitpunkt für einen Besuch ist der Herbst 2025. Die Kombination aus bunter Schwarzwald-Laubfärbung und dem warmen Thermalwasser schafft ein unvergessliches Erlebnis. Genießer schätzen authentische Orte abseits der Massen – ob kleine Weinorte für Weinliebhaber oder Bad Wildbad für Wellness-Suchende.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Die beste Zeit für einen ungestörten Besuch im Palais Thermal ist wochentags vor 10 Uhr. Dann haben Sie die maurischen Hallen fast für sich allein. Die günstigste Parkmöglichkeit finden Sie im Parkhaus am Kurpark für 8 Euro pro Tag. Alternativ bringt Sie die Stadtbahn S6 direkt aus Pforzheim und Karlsruhe ins Zentrum.

Verbinden Sie Ihren Thermalbesuch mit einer Fahrt auf die Sommerberg-Aussichtsplattform. Von dort führt der 380 Meter lange Baumwipfelpfad durch die Schwarzwaldkronen. Die Wildline-Hängebrücke bietet einen spektakulären Blick über das Enztal.

Als meine Frau Sarah und ich am Ende unseres Besuchs auf der Terrasse des Palais einen Schwarzwälder Kräutertee tranken, dachte ich an all die Gäste, die seit 500 Jahren hier Erholung fanden. Rossini komponierte hier, Clara Schumann entspannte in denselben Wassern. Bad Wildbad ist wie ein gut gehütetes Familiengeheimnis – von Generation zu Generation weitergegeben, aber nie an die große Glocke gehängt. Wer die Authentizität sucht, die Baden-Baden vor 100 Jahren hatte, wird sie hier noch finden.