Dieses 921-Einwohner-Ostseejuwel beherbergt seit 17 Jahren Deutschlands umweltfreundlichsten Strand

Die Morgensonne schimmert durch die feinen Nebelschwaden, als ich am Strand von Baabe die erste Brise des Tages einatme. Ich stehe am stillsten Ostseeufer, das ich in 10 Jahren Reisejournalismus erlebt habe – ein 921 Einwohner zählendes Dorf auf Rügen, das seit 17 Jahren ununterbrochen mit der prestigeträchtigen Blauen Flagge ausgezeichnet wird. Eine umweltpolitische Sensation im Miniaturformat.

Während die Wellen sanft an den makellosen Sandstrand rollen, sehe ich keine Hoteltürme, keine überfüllten Strandbars – nur ein paar Frühaufsteher mit Kaffeetassen in der Hand. Die Halbinsel Mönchgut, 3 Meter über dem Meeresspiegel, beherbergt eines der bestgehüteten Geheimnisse der deutschen Ostseeküste.

Das 921-Einwohner-Dorf mit dem umweltfreundlichsten Strand Deutschlands

Baabe trägt seit 2007 die Blaue Flagge – ein internationales Umweltzertifikat, das strenge Kriterien für Wasserqualität, Umweltmanagement und Sicherheit voraussetzt. Was eine kleine Gemeinde mit der Einwohnerzahl eines Wohnblocks in Berlin bewerkstelligt hat, ist bemerkenswert.

„Der Strand ist unser Schatz,“ erklärt mir der Besitzer eines reetgedeckten Cafés, während ich einen hausgemachten Sanddornkuchen probiere. „17 Jahre Umweltexzellenz fallen nicht vom Himmel. Wir investieren jede Kurtaxe in die Erhaltung.“

Dieses Engagement zeigt sich überall. Auf meinem Morgenspaziergang entdecke ich präzise Mülltrennung, umweltpädagogische Infotafeln und einen blitzsauberen 4 Kilometer langen Sandstrand, der natürliche Dünenlandschaften mit sanfter Infrastruktur verbindet.

Die Umweltschutzbemühungen in Baabe spiegeln einen deutschlandweiten Trend wider, den auch Berchtesgaden mit seinem vorbildlichen Nationalpark-Management beispielhaft verkörpert. Doch hier an der Ostsee ist das Verhältnis zwischen Bewohnerzahl und Umweltengagement besonders beeindruckend.

Warum Baabe Binz in Sachen Nachhaltigkeit übertrifft

Nur 8 Kilometer entfernt liegt das berühmte Seebad Binz mit seiner mondänen Bäderarchitektur und Tausenden Touristen. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Während Binz mit Hotelketten und Souvenirläden punktet, hat Baabe seine traditionelle Fischerkultur und die reetgedeckten Häuser bewahrt.

„Als wir hier ankamen, dachten wir erst, wir hätten uns verfahren. So still, so authentisch – als wäre die Zeit stehengeblieben. Keine Menschenmassen, keine Baugerüste, nur echtes Ostseeleben. Nach drei Tagen haben wir unsere Rückreise verschoben.“

Diese Authentizität zeigt sich auch in der Mönchguter Fischerkultur, die an die authentischen Fischereitraditionen auf Usedom erinnert. Die Fischerhäuser mit Reetdächern stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden liebevoll restauriert – ohne den ursprünglichen Charakter zu verlieren.

Das Mönchguter Fischermuseum erzählt diese Geschichte lebendig. Hier entdecke ich jahrhundertealte Angeltechniken und erfahre, wie die Fischer die Balance zwischen Tradition und Umweltschutz halten. Kulturinteressierte können von Baabe aus auch den beeindruckenden Rügens geheimnisvollen Buskam-Findling mit bronzezeitlichen Kultspuren erkunden, der nur eine kurze Fahrt entfernt liegt.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang zum Strand erfolgt über den Hauptstrandübergang neben dem Haus des Gastes, wo Sie kostenlos Informationen zur Umweltzertifizierung erhalten. Parken Sie am besten an den kostenlosen Stellplätzen entlang der Strandstraße – aber kommen Sie vor 10 Uhr oder nach 16 Uhr, um einen Platz zu ergattern.

Für ein authentisches Naturerlebnis empfehle ich die Morgenstunden am Strand. Zwischen 6 und 8 Uhr haben Sie die Chance, Robben beim Sonnenbad auf dem „Großen Stubber“ zu beobachten – eine steinige Untiefe, die bei Ebbe austrocknet.

Die beste Zeit für einen Besuch ist zwischen Mai und September, wenn die Wassertemperaturen angenehm sind und die Blaue Flagge am Strand weht. Naturliebhaber sollten unbedingt die Baaber Heide erkunden, wo seltene Pflanzenarten im Sommer blühen.

Wer seinen Ostsee-Urlaub verlängern möchte, könnte auch Laboe mit seinem maritimen Erbe in seine Reiseroute integrieren – eine perfekte Ergänzung zum Naturerlebnis in Baabe.

Als ich am Abend mit meiner Frau Sarah an der Strandpromenade entlangschlendere, verstehe ich, warum die Einheimischen so stolz auf ihr Dorf sind. Sie haben das geschafft, wovon Tourismusstrategen nur träumen: ein perfektes Gleichgewicht zwischen Besuchererlebnis und Umweltschutz. Wie der Bernstein, der manchmal an diesem Strand gefunden wird – unscheinbar von außen, aber von unschätzbarem Wert für diejenigen, die sein Geheimnis kennen.