Ein sanfter Morgennebel hängt über den endlosen Waldgebieten, während ich mein Auto auf dem kleinen Parkplatz am Rande von Angermünde abstelle. Mit nur 14.306 Einwohnern auf einer Fläche von 324,86 Quadratkilometern – das entspricht einer außergewöhnlichen Dichte von nur 0,044 Menschen pro Quadratkilometer – beherbergt dieser Ort etwas, das in Deutschland einzigartig ist: drei bedeutende Naturschutzgebiete in unmittelbarer Nähe. Ich stehe am Eingang zum UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin, nur 5 Kilometer vom historischen Stadtzentrum entfernt, und spüre sofort: Dies ist Deutschlands bestgehütetes Naturgeheimnis.
Mit 0,044 Einwohnern pro km² – Deutschlands geheimste Naturoase
Die Statistik ist verblüffend: Angermünde vereint das UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin, das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und den Nationalpark Unteres Odertal in einem einzigen Verwaltungsgebiet. Im Gegensatz zu Seiffen, das für seine Handwerkskunst bekannt ist, brilliert Angermünde mit natürlicher Pracht.
Während ich auf einem schmalen Pfad durch den Buchenwald wandere, wird mir klar, warum die UNESCO diesen Ort als Weltnaturerbe ausgezeichnet hat. Die uralten Buchen, manche über 250 Jahre alt, bilden ein beeindruckendes Blätterdach über mir. In der Ferne ist das Plätschern eines Baches zu hören – kein Autolärm, keine Menschenmassen.
Wenn man bedenkt, dass diese Stadt nur 2 Stunden von Berlin entfernt liegt, ist die absolute Stille fast surreal. Über 50% der Stadtfläche stehen unter Naturschutz – ein Verhältnis, das selbst viele Nationalparks nicht erreichen.
Wie Angermünde Hallstatt übertrifft – ohne die Touristenmassen
Während Durbach mit seinen Weingütern überzeugt, glänzt Angermünde mit natürlicher Vielfalt. Hallstatt in Österreich mag für seine Bilderbuchkulisse berühmt sein, doch die 12.000 Touristen täglich haben den Ort verwandelt. In Angermünde begegne ich auf meiner zweistündigen Wanderung gerade einmal drei weiteren Besuchern.
„Wer hier ankommt, spürt sofort den Unterschied. Die Luft ist anders, die Zeit scheint langsamer zu vergehen. Viele kommen für einen Tag und bleiben eine Woche – bezaubert von der Kombination aus wilder Natur und mittelalterlichem Charme.“
Die historische Altstadt mit ihrem begehbaren Marktbrunnen und den renovierten Fachwerkhäusern erinnert tatsächlich an Hallstatt. Doch während Marienberg Renaissance-Architektur bewahrt, schützt Angermünde Naturschätze von weltweiter Bedeutung.
Im Bürgergarten treffe ich einen lokalen Naturführer, der mir von der „Steinzeit der Moderne“ erzählt – internationale Künstler, die uckermärkische Findlinge in faszinierende Skulpturen verwandeln. Diese Open-Air-Galerie am Mündesee ist ein weiteres gut gehütetes Geheimnis.
Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen
Der optimale Zeitpunkt für einen Besuch ist Juni 2025, wenn die Streuobstwiesen in voller Blüte stehen und über 100 wilde Pflanzenarten gleichzeitig blühen. Planen Sie unbedingt Ihren Aufenthalt während des Stadtfestes vom 13. bis 15. Juni, wenn zwei Bühnen mit Kulturprogramm und regionale Köstlichkeiten das historische Zentrum beleben.
Der beste Zugang zum UNESCO-Buchenwald erfolgt mit dem neuen WelterbeBus Grumsin, der ab April 2025 regelmäßig zwischen Angermünde und dem Weltnaturerbe verkehrt. Für Naturbeobachtungen empfehle ich einen Besuch im NABU-Naturerlebniszentrum Blumberger Mühle – am besten früh morgens, wenn die Tierwelt besonders aktiv ist.
Während Sommerach seine Gästebetten für Weintouristen bereithält, bietet Angermünde Naturliebhabern gemütliche Unterkünfte in historischen Gebäuden. Die Pension am Markt ist mein persönlicher Tipp – zentral gelegen und mit Blick auf den mittelalterlichen Stadtplatz.
Als ich am nächsten Morgen mit meiner Kamera den Stolper Turm – die angeblich „dickste Turmburg Deutschlands“ – besteige, denke ich an meinen letzten Anruf mit Sarah. „Bring Emma das nächste Mal mit“, hatte ich gesagt. „Sie würde die Fledermausbeobachtung in der Blumberger Mühle lieben.“ Wie die Uckermark-Bewohner sagen würden: „Hier kannst du den Himmel atmen.“ In Angermünde ist das keine Übertreibung, sondern spürbare Realität – ein Naturparadies, das auf seine Entdecker wartet.