Der Kies knirscht unter meinen Schuhen, als ich auf die Prinzeninsel trete, eine verborgene Fußgänger-Oase im Herzen von Plön. Vor mir öffnet sich ein Panorama, das mich sofort verstehen lässt, warum diese 8.931-Einwohner Stadt in Schleswig-Holstein ein verstecktes Juwel ist. Hier auf der Insel, nur 200 Meter vom Festland entfernt, steht ein altes Bauernhaus, das heute ein Café beherbergt – aber nicht irgendeines. Es ist der Ruhepol inmitten einer der bemerkenswertesten Seenlandschaften Deutschlands: 11 Seen verteilt auf einer Landfläche von gerade einmal 7,8 km².
Zwischen 11 Seen auf 7,8 km²: Plöns weltrekordverdächtige Naturdichte
Der Morgenwind streicht sanft über den Großen Plöner See, während ich meinen Kaffee auf der Terrasse des Bauernhaus-Cafés genieße. Was diesen Ort so besonders macht, ist die unglaubliche Konzentration von Wasser und Land. Mit 11 Seen auf einer Fläche von nur 7,8 km² erreicht Plön eine Seendichte, die selbst erfahrene Reisende überrascht.
Vom Ufer aus erspähe ich die Umrisse des Plöner Schlosses, das majestätisch über der Stadt thront. Das im Renaissance-Stil erbaute Schloss gehört heute dem Optiker-Unternehmen Fielmann und dient als Ausbildungsstätte – eine faszinierende Mischung aus historischem Erbe und moderner Nutzung. Wer mehr über historische Schätze in dieser Region erfahren möchte, sollte auch Eutin mit seinem authentischen Kulturzentrum besuchen.
Während ich über einen schmalen Pfad wandere, entdecke ich, dass die Prinzeninsel ihren Namen einem Rokoko-Lustschloss verdankt – dem Prinzenhaus. Es ist eines der wenigen erhaltenen Exemplare dieser Art in Deutschland. In den schmalen Twieten – den typischen engen Gassen – der Plöner Altstadt spürt man noch heute den Geist vergangener Zeiten.
Mini-Ontario: Wie Plöns Seenlandschaft mit Kanada konkurriert
Die Seenlandschaft hier erinnert an das weltberühmte Ontario-Seengebiet in Kanada – nur in einer intimen, zugänglichen Version. Während Ontario kilometerlange Fahrten zwischen den Seen erfordert, kann ich in Plön tatsächlich alle elf Seen zu Fuß an einem einzigen Tag erreichen.
„Hier muss man nicht wählen. Morgens Baden im Großen Plöner See, mittags eine Wanderung um den Behler See und abends ein Picknick am Kleinen Plöner See – alles ohne ins Auto zu steigen. Das ist das Geheimnis, das wir Einheimischen lieben.“
Anders als überlaufene Ostseebäder wie Binz, das mit steigenden Zweitwohnsitz-Zahlen kämpft, bewahrt Plön seinen authentischen Charakter. Der Große Plöner See mit einer Tiefe von bis zu 56 Metern bietet Raum für Wassersportler, ohne dabei überfüllt zu wirken.
Kleine norddeutsche Orte waren oft Innovationszentren – von Plöns Evolutionsbiologie im Max-Planck-Institut bis hin zu frühen Automobilerfindern in Mecklenburg-Vorpommern. Diese verborgene Innovationskraft spürt man auch heute noch beim Besuch des Instituts, das für seine Forschung zur Evolutionsbiologie weltbekannt ist.
Insider-Tipps: Die Prinzeninsel und verborgene Buchten
Der beste Zugang zur Prinzeninsel erfolgt über die Fußgängerbrücke nahe dem Schloss. Parken Sie am besten am Großen Plöner See, wo die Tagesparkgebühr 5 Euro beträgt. Besuchen Sie die Insel früh am Morgen vor 10 Uhr oder später am Nachmittag nach 16 Uhr, wenn die meisten Tagestouristen bereits weg sind.
Das Prinzenbad mit seinem sanften Sandstrand ist ein lokaler Geheimtipp für Familien. Es wird von der DLRG überwacht und bietet seichtes Wasser – ideal für Kinder. Ein weiteres verstecktes Juwel ist die Fegetasche, eine geschützte Bucht am Südufer des Großen Plöner Sees, die selbst im Hochsommer nie überfüllt ist.
Für einen spektakulären Ausblick steigen Sie auf den Parnaßturm in Langenbusch, von wo aus Sie an klaren Tagen bis zum Fehmarn-Sund sehen können. Die Aussichtsplattform ist täglich von 9-18 Uhr kostenfrei zugänglich.
Sommer 2025: Die ideale Zeit für Plöns Seenerkundung
Dieser Sommer bietet die perfekte Gelegenheit, Plön zu erkunden, bevor der Geheimtipp zum Trend wird. Die Wassertemperaturen erreichen im Juli und August angenehme 23-24°C – ideal zum Baden und für Wassersport.
Als meine Frau Sarah und ich zum Auto zurückkehren, flüstert sie: „Das müssen wir Emma zeigen. Sie würde die Prinzeninsel lieben.“ Ich nicke zustimmend. In einer Welt, in der authentische Reiseziele immer seltener werden, ist Plön wie ein Gedicht aus Wasser und Land – ein verborgenes Kapitel in Deutschlands Reisegeschichte, das darauf wartet, Seite für Seite entdeckt zu werden.