Der Spätsommer-Sonnenuntergang lässt die Weser in orangegoldenen Tönen schimmern, während ich durch die leeren Kopfsteinpflasterstraßen von Höxter schlendere. Diese 13.000-Einwohner-Stadt in Nordrhein-Westfalen sollte eigentlich überlaufen sein. Schließlich beherbergt sie mit dem Kloster Corvey ein UNESCO-Weltkulturerbe, das seit 1203 Jahren existiert – gegründet im Jahr 822. Doch seltsamerweise bin ich fast allein hier.
Die mittelalterliche Stille wird nur vom leisen Plätschern der Weser und meinen eigenen Schritten unterbrochen. Überall um mich herum stehen prachtvolle Fachwerkhäuser aus der Weserrenaissance, die meisten über 400 Jahre alt. Ein lokaler Kunsthistoriker nannte Höxter „Deutschlands bestgehütetes architektonisches Geheimnis“ – und ich beginne zu verstehen, warum.
Warum Höxter 2026 plötzlich auf allen Reiselisten stehen wird
Die Kombination ist selten: Eine Stadt mit 13.000 Einwohnern, die ein 1200 Jahre altes UNESCO-Welterbe und einen brandneuen, erst zwei Jahre alten Gartenpark beheimatet. Wie mir ein Stadtführer erklärt: Höxter steht an der Schwelle zum internationalen Durchbruch.
„2023 fand hier die Landesgartenschau statt, aus der der Huxarium Gartenpark entstand“, erfahre ich von einem Mitarbeiter des Tourismusbüros. „Die meisten Reisenden kennen uns noch nicht – aber der Kontrast zwischen unserer karolingischen Geschichte und den modernen Gartenanlagen beginnt, Aufmerksamkeit zu erregen.“ Deutschland beherbergt mehrere beeindruckende UNESCO-Welterbestätten, aber kaum eine kombiniert mittelalterliche Pracht mit moderner Gartenkunst so nahtlos.
Das Besondere: Die Fachwerkhäuser hier zeigen eine deutlich höhere Handwerkskunst als in vielen bekannteren Städten. Die Alte Dechanei von 1561 allein besitzt 60 verschiedene geschnitzte Halbrosetten – mehr dekorative Vielfalt als in manchen berühmten Renaissancegebäuden Italiens.
1203 Jahre Geschichte treffen auf modernen Gartenpark: Der perfekte Herbst-Kontrast
Corvey, einst eines der bedeutendsten Klöster Europas, prägte laut UNESCO die „politisch-religiösen Prozesse weiter Teile Europas“. Doch während andere mittelalterliche Städte in Nordrhein-Westfalen von Touristen überrannt werden, bleibt Höxter authentisch.
„Vor zwei Jahren kam ich hierher und war schockiert, dass ich eine Stadt mit dieser historischen Bedeutung fast für mich allein hatte. In Rothenburg musste ich für ein Foto ohne Menschen 20 Minuten warten – hier hatte ich sofort die perfekte Aufnahme.“
Vom Alten Rathaus aus dem 12. Jahrhundert – einem der ältesten in Nordwestdeutschland – spaziere ich zur neu gestalteten Weserpromenade. Die Herbstfarben spiegeln sich im Fluss, während ich die St. Kiliani Kirche mit ihren charakteristischen Doppeltürmen fotografiere.
Ein besonderes Highlight ist die romanische Architektur von Corvey mit dem karolingischen Westwerk. Die romanischen Elemente in Corvey repräsentieren eine Baukunst, die in mehreren deutschen Städten zu finden ist, doch hier fühlt sie sich besonders authentisch an – ohne die Touristenmassen anderer Welterbestätten.
Was selbst die meisten Deutschen nicht über dieses UNESCO-Welterbe wissen
Das karolingische Westwerk von Corvey ist nicht nur ein historisches Bauwerk – es ist eines der letzten erhaltenen Beispiele seiner Art weltweit. Während Mont-Saint-Michel in Frankreich 3 Millionen Besucher jährlich empfängt, kommen nach Höxter nur etwa 50.000 Besucher – trotz vergleichbarer historischer Bedeutung.
Der optimale Zeitpunkt für einen Besuch ist jetzt im Herbst 2025. Die Infrastruktur der Landesgartenschau von 2023 ist vollständig etabliert, aber der große Touristenansturm, den lokale Experten für 2026 erwarten, ist noch nicht eingetroffen.
Parken Sie kostenlos am Parkplatz Berliner Platz und erkunden Sie die Altstadt am frühen Morgen, wenn goldenes Licht die Fachwerkfassaden illuminiert. Verbinden Sie Ihren Besuch mit einer Radtour auf dem Weser-Radweg für die besten Ansichten des Weserberglandes in seiner Herbstpracht.
Während meine Frau Sarah diese Fachwerkhäuser fotografiert, denke ich an die vielen überlaufenen historischen Städte, die wir auf unseren Reisen besucht haben. Höxter fühlt sich anders an – wie ein kostbares Buch, das man in einer vergessenen Bibliothek entdeckt.
Diese Stadt trägt ihre 1200 Jahre Geschichte mit Bescheidenheit, nicht mit Touristentrubel. Wie ein guter Wein aus dem Weserbergland reift Höxter langsam zu einem Reiseziel, das bald jeder kennen wird – aber momentan gehört es noch denjenigen, die das Besondere abseits der ausgetretenen Pfade zu schätzen wissen.