Diese Mecklenburg-Vorpommern Stadt von 6073 Einwohnern öffnet 4 verborgene Schätze in 48 Stunden

Ich stand auf den 147 Stufen des Fangelturms, als mir klar wurde, dass ich nur 48 Stunden vor einem historischen Moment in Friedland angekommen war. Diese mittelalterliche Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern mit gerade einmal 6.073 Einwohnern bereitet sich auf etwas Außergewöhnliches vor. In nur zwei Tagen werden sich die Türen zu vier verborgenen historischen Schätzen gleichzeitig öffnen – ein Ereignis, das nur einmal im Jahr stattfindet.

Der Wind weht kühl durch die historischen Gassen während ich den 37 Meter hohen Turm hinabsteige. Um mich herum erstreckt sich eine Stadt, deren Fläche beeindruckende 141,8 Quadratkilometer umfasst – mit einer Bevölkerungsdichte von nur 46 Einwohnern pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: Berlin hat etwa 4.100 Menschen auf der gleichen Fläche.

Nur 48 Stunden vor dem Denkmalstag: 4 verborgene Schätze öffnen gleichzeitig

Am 14. September 2025 – dem offiziellen Tag des offenen Denkmals – wird Friedland seine normalerweise verschlossenen historischen Stätten der Öffentlichkeit präsentieren. Der Innenbereich des Fangelturms mit seinen mittelalterlichen Gefängniszellen, die selten zugängliche Fischerburg, die restaurierte historische Wassermühle und die Heimatstube Salow öffnen ihre Tore für genau einen Tag.

„Es ist wie ein Schatzkasten, der nur einmal im Jahr geöffnet wird,“ erklärt mir ein lokaler Historiker, während wir durch die kopfsteingepflasterten Straßen schlendern. „Die meisten Besucher von Mecklenburg-Vorpommern verpassen diese Gelegenheit, weil sie die bekannteren Städte bevorzugen.“

Während Lohme an Rügens Kreidefelsen jährlich 300.000 Besucher empfängt, bietet Friedland eine intimere historische Erfahrung. Die mittelalterlichen Mauern umschließen eine Stadt, die sich seit dem 13. Jahrhundert kaum verändert hat – abgesehen von den Narben, die der „Brautkrieg“ von 1453 hinterlassen hat.

Vom Brautkrieg zum Wasserturm: Die 570-jährige Geschichte des Fangelturms

Der Fangelturm erzählt die vielleicht faszinierendste Geschichte Friedlands. Ursprünglich als Wehrturm errichtet, wurde er im mysteriösen „Brautkrieg“ 1453 schwer beschädigt. Ein gewaltiges Steingeschoss traf den oberen Teil – ein historisches Ereignis, das bis heute mit Legenden umwoben ist.

In den folgenden Jahrhunderten diente der Turm als Gefängnis, bevor er zwischen 1909 und 1911 zum Wasserturm umgebaut wurde. Erst 1997 erfolgte die komplette Restaurierung zum heutigen Aussichtsturm. Während Vetschau für seine slawische Burganlage bekannt ist, erzählt Friedlands Fangelturm eine völlig andere faszinierende Geschichte der Region.

„Wenn du den Sonnenuntergang vom Fangelturm aus erlebst, verstehst du, warum wir unsere Stadt als das norddeutsche San Gimignano bezeichnen – nur ohne die toskanischen Touristenmassen.“

Diese Beschreibung trifft ins Schwarze. Die mittelalterliche Silhouette mit dem markanten Turm erinnert tatsächlich an die berühmte italienische Stadt. Doch während Brandenburg an der Havel durch seine 20% Wasserfläche beeindruckt, überrascht Friedland mit seiner enormen Fläche und der nahezu unberührten mittelalterlichen Atmosphäre.

Perfekter Timing-Guide: So erleben Sie alle 4 Denkmäler an einem Tag

Für einen optimalen Besuch am 14. September empfehle ich, früh anzureisen. Der Fangelturm öffnet um 9 Uhr, gefolgt von der Heimatstube Salow um 10 Uhr. Planen Sie für die Fischerburg etwa eine Stunde ein und beenden Sie Ihren Tag an der historischen Wassermühle, die bis 17 Uhr zugänglich ist.

Parken Sie am besten auf dem kostenlosen Parkplatz am Neubrandenburger Tor. Von dort aus sind alle vier Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß erreichbar. Eine Besonderheit: Die lokale Bäckerei am Marktplatz öffnet speziell am Denkmalstag bereits um 7:30 Uhr und bietet traditionelles „Brautkriegsgebäck“ an – eine süße Spezialität, die nur an diesem Tag erhältlich ist.

Besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass diese Stadt mit ihrer historischen Bedeutung und architektonischen Schönheit so wenig bekannt ist. Während meine Frau Sarah die historischen Gebäude fotografierte, fragte unsere Tochter Emma, warum wir nicht öfter an solche Orte reisen anstatt in überfüllte Touristenstädte.

Vielleicht liegt der wahre Reiz Friedlands genau darin – wie ein gut gehütetes Geheimnis, das nur darauf wartet, von Reisenden entdeckt zu werden, die das Authentische suchen. Wie man hier sagt: „Der Fangelturm hat jahrhundertelang Geheimnisse bewahrt – einige davon werden nur einmal im Jahr preisgegeben.“ Und genau dieses Geheimnis wird in nur 48 Stunden gelüftet werden.