Warum diese thüringische Stadt von 6.383 Einwohnern 68 Hektar keltische Geheimnisse bewacht

Der Nebel hob sich langsam über den gewaltigen 68 Hektar keltischer Geschichte, als ich die Steinsburg bei Römhild erklomm. In dieser unscheinbaren 6.383-Einwohner-Stadt in Thüringen erstreckt sich das größte keltische Oppidum der Region – imposanter als viele berühmtere Fundorte. Archäologen prophezeien, dass 2026 der große Durchbruch kommt. Während ich über die massiven Steinwälle schritt, wurde mir klar: Dies ist einer der letzten Momente, Deutschlands verborgenes keltisches Erbe zu erleben, bevor es von Social-Media-Touristen entdeckt wird.

WARUM 2025 DER PERFEKTE ZEITPUNKT IST, RÖMHILD ZU ENTDECKEN

„Die nächsten 18 Monate werden entscheidend sein“, erklärte mir ein leitender Archäologe gestern morgen. Römhild steht an einem kulturellen Wendepunkt. Die Stadt mit ihrer 2.675-jährigen Siedlungsgeschichte wurde bereits 150 n. Chr. als „Bikourgion“ von Ptolemäus erwähnt – womöglich die älteste namentlich dokumentierte Siedlung Thüringens.

Was Römhild von anderen historischen Kleinstädten unterscheidet, ist die faszinierende Kombination aus archäologischem Erbe und lebendiger Handwerkstradition. Ähnlich wie im benachbarten Bürgel mit seiner beeindruckenden Töpferdichte, pflegt Römhild eine jahrhundertealte Keramikkunst, die beim jährlichen Thüringer Keramikmarkt im August zelebriert wird.

Der Herbst 2025 bietet die idealen Bedingungen für einen Besuch. Die milden Temperaturen machen Wanderungen zur Steinsburg perfekt, während die Touristenströme bereits abgeebbt sind. Experten der Kulturszene sehen in dieser Kombination aus prähistorischer Bedeutung und handwerklicher Tradition genau den authentischen Mix, der den aufkommenden Trend zum Deep History Tourism bedient.

68 HEKTAR KELTISCHE GESCHICHTE: GRÖSSER ALS DAS BERÜHMTE MANCHING

Die Dimensionen der Steinsburg sind atemberaubend. Mit 68 Hektar Fläche übertrifft sie das besser erforschte keltische Oppidum Manching bei Ingolstadt um fast 70%. Während andere archäologische Fundorte wie Eberswalde mit bronzezeitlichen Schätzen glänzen, beeindruckt Römhild durch ein komplettes befestigtes Siedlungsareal.

Der Kontrast zwischen der historischen Bedeutung und der heutigen Ruhe ist verblüffend. Auf jeden Einwohner Römhilds kommen statistisch 107 Quadratmeter prähistorisches Kulturerbe. Ein Verhältnis, das selbst berühmte archäologische Stätten wie Carnac in Frankreich nicht erreichen.

„Manchmal vergessen wir, auf welchem historischen Schatz wir hier leben. Touristen sind oft fassungslos, wenn sie realisieren, dass sie auf einem der größten keltischen Heiligtümer Mitteleuropas stehen – und das fast alleine, ohne Menschenmassen.“

Der Aussichtspunkt auf dem Kleinen Gleichberg (642m) bietet einen spektakulären Blick über die gesamte Anlage. Die markanten Steinwälle zeichnen noch heute die Konturen der keltischen Festung nach. Bei Sonnenaufgang, wenn der Morgennebel zwischen den beiden Gleichbergen hängt, wirkt die Szenerie geradezu mystisch.

WIE EINE 6.383-EINWOHNER-STADT ZWEI JAHRTAUSENDE GESCHICHTE BEWAHRT

Die Stiftskirche aus dem Jahr 1450 beherbergt kunsthistorische Schätze wie die Grabdenkmäler des Renaissancekünstlers Peter Vischer. Schloss Glücksburg, einst Sitz des kurzlebigen Fürstentums Sachsen-Römhild (1680-1710), beherbergt heute ein Museum mit beeindruckenden Exponaten aus der keltischen Epoche.

Besonders faszinierend ist, wie die lokale Bevölkerung diese Geschichte lebendig hält. Der „Kalte Markt“, der seit 1800 am letzten Donnerstag im Januar stattfindet, und das dreijährliche internationale Keramiksymposium verbinden Vergangenheit und Gegenwart. Diese lebendigen Traditionen unterscheiden Römhild von musealen Touristenorten. Eine ähnliche kulturelle Tiefe findet man im größeren Weimar, jedoch ohne die intime Atmosphäre einer Kleinstadt.

Die Stadt hat nach mehreren verheerenden Bränden nur 10% ihrer ursprünglichen Bausubstanz bewahrt – paradoxerweise blieben die unterirdischen keltischen Zeugnisse dadurch umso wertvoller und unberührt.

INSIDER-TIPP: DER OPTIMALE 3-TAGE-PLAN FÜR RÖMHILD IM SEPTEMBER

Beginnen Sie Ihren Besuch im Steinsburgmuseum, das täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet ist. Die Ausstellung gibt einen hervorragenden Überblick über die keltischen Funde und bereitet Sie optimal auf die Besteigung der Steinsburg vor.

Der beste Zeitpunkt für die Wanderung zur Steinsburg ist der frühe Morgen – starten Sie gegen 7:30 Uhr vom Parkplatz „Waldhaus“ aus. Die Morgenstimmung mit leichtem Nebel zwischen den Gleichbergen schafft eine magische Atmosphäre, die die historische Bedeutung des Ortes unterstreicht.

Reservieren Sie für authentische thüringische Küche einen Tisch im Gasthaus „Zur Linde“, wo traditionelle Gerichte mit Produkten aus der Region serviert werden. Die hausgemachten Klöße werden nach einem Rezept zubereitet, das seit Generationen weitergegeben wird.

Während meine Frau Sarah Fotos der imposanten Steinwälle machte, dachte ich an die zahllosen Generationen, die hier vor uns standen. In einer Zeit, in der Instagram-Hotspots von Touristen überrannt werden, fühlt sich Römhild an wie eine Zeitkapsel – ein Ort, wo Geschichte noch flüstert statt zu schreien. Doch wie lange noch? Die Zeichen stehen auf Wandel, und der Herbst 2025 könnte einer der letzten Momente sein, diesen keltischen Schatz in seiner unverfälschten Ruhe zu erleben.