Das Wasser spiegelt den Abendhimmel wider, als ich mein Kajak durch die ruhigen Kanäle von Brandenburg an der Havel lenke. Vor mir erstreckt sich eine mittelalterliche Stadtkulisse, die sich im Wasser reflektiert – ein Anblick, der an Venedig erinnert, nur ohne die Touristenmassen. Fast 20% der gesamten Stadtfläche besteht aus Wasser, was dieser 1000 Jahre alten Stadt den Spitznamen „Venedig der Mark Brandenburg“ eingebracht hat. Während ich durch die Wasserstraßen gleite, werde ich Zeuge eines bemerkenswerten Phänomens: Am Ufer blickt mich eine steinerne Mops-Figur neugierig an – einer der berühmten „Waldmöpse“, die nur hier zu finden sind.
Das deutsche Venedig: 20% Wasserfläche und drei mittelalterliche Stadtinseln
Nur 50 Kilometer westlich von Berlin liegt diese versteckte Wasserstadt, die selbst vielen Deutschen unbekannt ist. Die Dreiteilung in Altstadt, Neustadt und Dominsel – alle durch Wasserwege verbunden – schafft ein einzigartiges Stadtbild, das in Deutschland seinesgleichen sucht.
Die historische Bedeutung reicht tief: Brandenburg an der Havel ist nicht nur Namensgeber für das gesamte Bundesland, sondern auch über 1000 Jahre alt. Auf der Dominsel erhebt sich der majestätische Dom St. Peter und Paul, dessen Bau bereits 1165 begann. In den schmalen Gassen entdecke ich über 50% denkmalgeschützte Gebäude – ein lebendiges Museum deutscher Geschichte.
Die Wasserlandschaft rund um Brandenburg ist atemberaubend. Die Stadt liegt inmitten von über 3.500 Seen und mehr als 6.700 Kilometern Wasserstraßen – Europas größtem Binnenwassersportrevier. Während meiner Erkundung passiere ich historische Brücken und entdecke versteckte Wassergrundstücke, zu denen man nur per Boot gelangt, ähnlich wie bei diesem einzigartigen Wasserdorf im Spreewald, nur 100km entfernt.
Venedig vs. Brandenburg: Authentisches Wassererlebnis ohne Touristenmassen
Während Venedig jährlich unter 25 Millionen Besuchern ächzt, bleibt Brandenburg an der Havel ein Geheimtipp. Hier finde ich die Wasserstadt-Romantik ohne Übertourismus. Historische Speicherhäuser spiegeln sich im Wasser, Fischer verkaufen ihren Fang direkt vom Boot.
„Hier haben wir die perfekte Balance. Unsere Stadt hat Wasser in der DNA, aber wir bewahren die Ruhe und Authentizität, die anderswo verloren gegangen ist. Die Kanäle gehören noch den Einheimischen.“
Was Brandenburg besonders macht, ist die Kombination aus historischer Tiefe und märkischer Wasserkultur. Die Region beherbergt weitere architektonische Juwelen wie diese andere Brandenburg-Stadt mit königlicher Architektur, die ähnlich unterschätzt wird.
Als Hanse- und spätere Industriestadt hat Brandenburg eine bemerkenswerte Transformation durchlaufen. Alte Industriebauten wurden zu kulturellen Hotspots: In einer ehemaligen Spinnerei befindet sich heute ein Supermarkt mit eigenem Anleger für Yachten. Historische Mühlen wurden zu Lofts, ehemalige Fabriken zu Hotels.
Die Waldmöpse: Wenn ein Komiker eine Stadt zur Kulturattraktion macht
Die vielleicht kurioseste Attraktion Brandenburgs sind die „Waldmöpse“ – steinerne Mops-Figuren, die im Stadtgebiet „ausgewildert“ wurden. Sie sind eine Hommage an den Humoristen Loriot (Vicco von Bülow), Brandenburgs berühmtesten Ehrenbürger, der den Mops zu seiner Kultfigur machte.
Die Waldmöpse sind mehr als nur dekorativ – sie erzählen die Geschichte einer Stadt, die ihren Humor bewahrt hat. An der Johanniskirche treffe ich auf ein ganzes Rudel dieser steinernen Wächter, die zu Fotomotiven und Glücksbringern geworden sind.
Während Brandenburg an der Havel durch seine Wasserstraßen glänzt, bietet diese mittelalterliche Stadt mit vollständiger Stadtmauer ein vollständig erhaltenes mittelalterliches Stadtbild – ein perfekter Kontrast zum Wassererlebnis.
Der perfekte Zeitpunkt: Warum August 2025 ideal für Brandenburgs Wasserwege ist
Ende August zeigt sich Brandenburg von seiner besten Seite. Die Wassertemperatur der Seen ist perfekt für spontanes Baden, die mittelalterlichen Stadtmauern leuchten im goldenen Abendlicht. Der 31. August 2025 bietet mit der „LebensArt“-Ausstellung und der „Mops-Führung“ gleich zwei kulturelle Highlights.
Während Berlin und Potsdam im Hochsommer überfüllt sind, bietet Brandenburg an der Havel erfrischende Abkühlung und authentische Erlebnisse. Kajaks und Boote können an mehreren Stellen für ab 15€ pro Tag gemietet werden. Der beste Startpunkt ist der Salzhofufer, von wo aus sowohl die Altstadt als auch die Dominsel leicht erreichbar sind.
Als mein Kajak langsam durch die abendlichen Kanäle gleitet, fotografiert meine Frau Sarah die sich spiegelnden mittelalterlichen Fassaden. Unsere Tochter Emma ist fasziniert von den Waldmöpsen und zählt jede einzelne Figur. Brandenburg an der Havel ist wie ein gut gehütetes Familiengeheimnis – eine Stadt, die ihr Wasser nicht als Kulisse für Touristenmassen nutzt, sondern als lebendigen Teil ihrer Identität bewahrt. Dieses deutsche Venedig wartet still darauf, von aufmerksamen Reisenden entdeckt zu werden.