Die Morgensonne kriecht gerade über die Weinberge, als ich durch den schmalen Dorfweg von Castell schlendere. Mit nur 828 Einwohnern scheint dieses fränkische Dorf in der Morgenstille zu schlafen. Doch hinter der Fassade dieser winzigen Gemeinde – 22,92 km² am nördlichen Rand des Steigerwalds – verbirgt sich ein aristokratisches Geheimnis, das 2025 die Weinwelt revolutionieren könnte. Ein verstecktes Juwel, das die Toskana-Schwärmer umstimmen wird, ohne die Menschenmassen zu ertragen. Während meine Schritte auf dem Kopfsteinpflaster widerhallen, offenbart sich mir ein Schloss aus dem 12. Jahrhundert, das seit über einem Jahrtausend die gleiche Fürstenfamilie beherbergt.
1774: Wie Bayerns älteste Bank Castell zum nachhaltigen Weinparadies macht
Während andere bayerische Ziele unter Touristenmassen ächzen, bewahrt Castell seine Authentizität durch ein ungewöhnliches Erbe. 1774 gründete die Fürstenfamilie Castell-Castell hier die älteste Privatbank Bayerns. „Diese Bank finanziert noch heute unsere nachhaltigen Weinberge“, erklärt mir ein älterer Herr in Tweedjacke, während er mich durch die Weinstöcke führt.
Deutschlands Weinlandschaft bietet mehrere Juwelen wie Castell oder Nierstein mit seinen weltklasse Rieslingen. Doch was Castell einzigartig macht: Die Fürstenfamilie investiert die Bankgewinne in 100% biologischen Weinbau – eine Seltenheit im deutschen Weinbau. Nur 12 Hektar der besten Lagen werden kultiviert, mit einer Jahresproduktion von gerade einmal 60.000 Flaschen.
Im historischen Fürstlich Castell’schen Domänenamt blättere ich in Originalunterlagen der Bank. Handgeschriebene Wechselbriefe aus dem 18. Jahrhundert liegen neben modernen Nachhaltigkeitsberichten. „Eine lebendige Zeitkapsel, die in größeren Städten längst digitalisiert wäre“, kommentiert der Kellermeister.
828 Einwohner vs. 3,8 Millionen Touristen: Warum Castell die bessere Toskana ist
Im Gegensatz zu kleinen Orten mit überwältigendem Touristenandrang bewahrt Castell seine Authentizität. Während durch die Toskana jährlich 3,8 Millionen Besucher strömen, bleibt Castell mit seinen 828 Seelen weitgehend unentdeckt – trotz vergleichbarer Weinqualität und landschaftlicher Schönheit.
„In der Toskana zahlen Sie 30€ für ein mittelmäßiges Glas Wein mit Hunderten Selfie-Sticks im Hintergrund. Hier bekommen Sie für 9€ eine Fürstenklasse-Verkostung in absoluter Stille.“
Die goldenen Weinberge des Herrenbergs und Greuther Bergs leuchten in der Augustsonne. Vom Aussichtspunkt „Schönste Weinsicht Frankens“ schweift mein Blick über sanfte Hügel, die an die Toskana erinnern – nur dass hier fränkischer Dialekt statt Italienisch zu hören ist.
Während manche Orte wie Bad Soden moderne Hundertwasser-Elemente mit historischer Architektur mischen, bleibt Castell seinem mittelalterlichen Charakter treu. Das Renaissance-Wildbad und die St. Johannes Kirche mit ihrem Alabaster-Kanzelaltar bilden ein architektonisches Ensemble, das seit Jahrhunderten unverändert geblieben ist.
Das perfekte Timing: Warum August 2025 ideal für Castell ist
Besuchen Sie Castell jetzt, bevor der Weintourismus-Trend explodiert. Ab 25. August beginnt die Weinlese – bis dahin sind die Weinberge öffentlich zugänglich. Der Steigerwald zeigt sich im Spätsommer von seiner prächtigsten Seite, mit idealen 22,3°C für Wanderungen.
Parken Sie kostenlos am Schlossplatz und beginnen Sie Ihren Besuch morgens um 9 Uhr, wenn das Domänenamt öffnet. Die Weinprobe im Fürstlich Castell’schen Weinkeller kostet nur 9€ pro Person – ein Bruchteil dessen, was Sie in der Toskana zahlen würden.
Bei einer Bayern-Rundreise lässt sich Castell perfekt mit anderen bayerischen Geheimtipps mit historischem Erbe kombinieren. Die TraumRunde Castell, ein 7 km langer Premiumwanderweg, führt durch Weinberge und Wälder – packen Sie unbedingt Wanderschuhe ein.
Während ich meinen letzten Schluck Silvaner genieße, verstehe ich, warum Castell 2025 der Geheimtipp für nachhaltigen Weintourismus werden wird. In einer Welt von überlaufenen Instagram-Hotspots ist dieser Ort ein Atemzug frischer, weingetränkter Luft. Ich denke an meine Tochter Emma, die die wilden Tulpen lieben würde, die hier im April blühen – ein Grund mehr zurückzukehren. Wie ein guter Wein braucht auch das Reisen manchmal Ruhe, um seinen vollen Charakter zu entfalten. Castell ist dieser stille Moment in einer hektischen Welt – ein Ort, an dem Banken Weinberge finanzieren und Fürsten Umweltschutz betreiben.