Weniger bekannt als Bernkastel-Kues beherbergt diese Rheinland-Pfalz Stadt von 7.504 Einwohnern einen 20 Meter Wasserfall

Ich lehne am Brückengeländer über dem Leukbach, als um 7 Uhr morgens die ersten Sonnenstrahlen auf den Wasserfall treffen. Das tosende Wasser stürzt 20 Meter in die Tiefe – mitten im Herzen der 7.504-Einwohner Stadt Saarburg. Der Anblick ist verblüffend: Ein mittelalterlicher Wasserfall, der seit dem 11. Jahrhundert ununterbrochen fließt, eingefasst von Fachwerkhäusern und barocken Bauten. Hier im westlichen Rheinland-Pfalz, nur 25 Kilometer südlich von Trier, hat sich ein Stück deutscher Geschichte perfekt bewahrt.

Deutschlands verborgenes Wasserfall-Juwel: 20 Meter Naturschauspiel mitten in einer 7.504-Einwohner-Stadt

Was Saarburg so besonders macht, ist diese ungewöhnliche Kombination: Eine mittelalterliche Burg thront über einer Kleinstadt, die von einem künstlich angelegten Wasserfall durchschnitten wird. Die frühen Stadtbewohner leiteten den Leukbach im 11. Jahrhundert gezielt um, um Wasserkraft für ihre Mühlen zu gewinnen – eine ingenieurtechnische Meisterleistung ihrer Zeit.

Die Altstadt teilt sich dadurch in Ober- und Unterstadt – eine architektonische Besonderheit, die man sonst nur in viel größeren Städten findet. 80 Prozent der historischen Gebäude stammen aus dem Mittelalter und der Barockzeit. Anders als im nahen Trier mit seinen vier UNESCO-Welterbestätten bietet Saarburg eine intimere, weniger überlaufene historische Erfahrung.

Direkt am Wasserfall steht die Hackenberger Mühle aus dem 13. Jahrhundert, heute ein Museum, das die Geschichte der Wasserkraftnutzung erzählt. Meine Finger gleiten über die alten Mühlsteine, während ich mir vorstelle, wie hier jahrhundertelang Korn gemahlen wurde.

Warum Kenner Saarburg im Sommer 2025 gerade jetzt besuchen – vor dem Ansturm im August

Der Sommer 2025 markiert einen Wendepunkt für Saarburg. Mit dem wachsenden Trend zu nachhaltigem Tourismus und der Suche nach authentischen Erlebnissen abseits überlaufener Hotspots wird dieser versteckte Schatz zunehmend entdeckt. Besonders das Burgfest im August 2025 lockt jährlich mehr Besucher an.

„Früher kannten nur Weinkenner unseren Ort. Jetzt merken wir, wie sich der Tourismus verändert. Wer das echte Saarburg erleben will, sollte jetzt kommen – im Juli ist es noch ruhig, aber ab August wird es hier deutlich voller.“

Im Vergleich zu bekannten Mosel-Orten wie Bernkastel-Kues oder Cochem bietet Saarburg eine ähnliche Mischung aus Weinkultur und historischem Ambiente, aber mit deutlich weniger Besucherandrang. Die Weinbautradition in Saarburg ist Teil eines reichen regionalen Erbes, wie auch im nahegelegenen Lieser zu sehen ist, wo römische Weinberge seit 2000 Jahren bewirtschaftet werden.

Mit 20,63 Quadratkilometern Fläche konzentriert Saarburg eine erstaunliche Dichte an Sehenswürdigkeiten. Die historische Saarburg, erbaut im 10. Jahrhundert, bietet einen atemberaubenden Blick über die Saarschleife und die umgebenden Weinberge.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang zu Saarburg erfolgt über die B51 mit kostenfreien Parkplätzen am Warsberg. Von dort führt ein kurzer Fußweg hinunter zur Altstadt. Alternativ bietet die Sesselbahn zum Warsberg eine spektakuläre Anfahrt mit Panoramablick auf die Stadt und den Wasserfall.

Besuchen Sie Saarburg am frühen Morgen (vor 9 Uhr) oder am späten Nachmittag (nach 17 Uhr), wenn die Tagestouristen weg sind und das Licht besonders malerisch auf den Wasserfall fällt. Die lokale Spezialität „Saar-Krimi Brötchen“ sollten Sie unbedingt bei der Bäckerei am Buttermarkt probieren – eine kulinarische Geheimwaffe, die in keinem Reiseführer steht.

Für einen abwechslungsreichen Ausflug können Besucher von Saarburg auch den größten Freizeitsee Südwestdeutschlands im nahegelegenen St. Wendel erkunden. Oder laden Sie sich die ARGO-App herunter, die historische Gebäude durch Augmented Reality zum Leben erweckt.

Als ich am Abend durch die schmalen Gassen zurück zum Wasserfall schlendere, ist der Touristentrubel verschwunden. Meine Frau Sarah würde die stimmungsvolle Beleuchtung der Fachwerkhäuser lieben – perfekt für ihre Fotografien. Saarburg erinnert mich an ein „Mosel-Venedig im Miniaturformat“, wie die Einheimischen sagen, nur dass hier nicht Gondeln, sondern Jahrhunderte Geschichte durch die Kanäle fließen. Wer das authentische Deutschland jenseits der Postkartenmotive erleben will, sollte jetzt kommen – bevor der Geheimtipp keiner mehr ist.