Weniger touristisch als Trier beherbergt dieses Saarland Städtchen von 25.500 Einwohnern Südwestdeutschlands größten Freizeitsee

Die Morgensonne glitzert auf dem Bostalsee, während ich durch das verschlafene St. Wendel schlendere. Eine unerwartete Entdeckung im Saarland, nur 40 Kilometer von Saarbrücken entfernt. Ich treffe auf eine Statistik, die mich sofort fasziniert: In dieser 25.500-Einwohner-Stadt kommen auf jeden Einheimischen 39 Besucher pro Jahr. Ein Verhältnis, das selbst erfahrene Reisende überrascht. Während meine Frau Sarah Fotos der mittelalterlichen Basilika macht, beobachte ich wie Emma am neu eröffneten Wasserspielplatz am Bostalsee mit Gleichaltrigen spielt – eine kostenlose Attraktion, die 2024 eingeweiht wurde und nun den Sommer 2025 prägt.

Der größte Freizeitsee Südwestdeutschlands: Das 39:1-Phänomen

St. Wendel ist statistisch gesehen ein Paradoxon: Eine Stadt mit 25.500 Einwohnern, die jedoch jährlich fast eine Million Übernachtungen im Landkreis verzeichnet. Dieses außergewöhnliche Verhältnis von 39 Besuchern pro Einwohner macht es zu einem der meistbesuchten, aber am wenigsten bekannten Reiseziele Deutschlands.

Der Grund für diesen Touristenansturm liegt direkt vor mir: Der Bostalsee, mit seinen 120 Hektar der größte Freizeitsee Südwestdeutschlands. Die klaren Gewässer bieten ideale Bedingungen für Segeln, Stand-Up-Paddling und Schwimmen – alles ohne die überfüllten Ufer des Bodensees oder Chiemsees.

Besonders bemerkenswert ist die Infrastruktur: Ein beleuchteter 5-Kilometer-Sportparcours umgibt den See, moderne Skateparks locken Jugendliche an, und der 2024 eröffnete kostenfreie Wasserspielplatz ist bereits jetzt ein Highlight für Familien. Naturliebhaber können ihren Aufenthalt mit einem Ausflug zur höchsten Steilklippe nördlich der Alpen im nahen Norheim ergänzen.

Warum St. Wendel 2025 der ideale Ersatz für überlaufene Seeziele ist

Im Vergleich zu Trier mit seinen römischen Bauten oder dem überlaufenen Bodensee bietet St. Wendel eine ruhigere Alternative mit authentischem Charakter. Die Preise für Unterkünfte liegen durchschnittlich 30% niedriger als an den touristischen Hotspots, während die Qualität der Angebote vergleichbar bleibt.

„Wir kommen seit Jahren hierher, statt an den Bodensee zu fahren. Hier können die Kinder noch ungestört paddeln, während ich in der mittelalterlichen Stadt entspannen kann. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unschlagbar, und die Einheimischen freuen sich noch über Besucher.“

Die Demografie erzählt eine interessante Geschichte: Während die Einwohnerzahl im Landkreis St. Wendel rückläufig ist (von 88.100 im Jahr 2022 auf prognostizierte 76.500 im Jahr 2045), erlebt der Tourismus einen Boom – ein Zeichen dafür, dass man diesen versteckten Schatz jetzt erleben sollte.

Wer das authentische Kleinstadtgefühl liebt, sollte auch Beilstein an der Mosel entdecken, wo ein ähnliches Phänomen zu beobachten ist. Für Ostseeliebhaber bietet Kühlungsborn mit seiner längsten Strandpromenade Norddeutschlands eine ideale Alternative.

Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen

Der beste Zugang zum Bostalsee erfolgt über die L130 mit kostenfreien Parkplätzen an der Ostseite – fernab vom Hauptparkplatz, wo sich die meisten Touristen sammeln. Besuchen Sie den See am frühen Morgen vor 9 Uhr oder nach 18 Uhr, wenn die Tagestouristen bereits abgereist sind, für die ruhigste Erfahrung.

In der Stadt selbst sollten Sie unbedingt die Wendelinus-Basilika besuchen – ein spirituelles Zentrum mit eindrucksvoller Architektur. Wer nach seinem Bostalsee-Besuch weitere Naturwunder im Saarland entdecken möchte, sollte Homburgs faszinierende Sandsteinhöhlen erkunden.

Ein perfekter Kontrast zum Naturtag am Bostalsee: Abends bietet Neunkirchen ein spektakuläres Lichtermeer in historischen Stahlruinen – eine Kombination, die das unerwartete Spannungsfeld des Saarlandes zwischen Natur und Industriekultur perfekt illustriert.

Als ich mit Emma und Sarah am Ufer des Bostalsees sitze, verstehe ich plötzlich das 39:1-Verhältnis. St. Wendel ist wie ein gut gehütetes Familiengeheimnis – zu klein, um in internationalen Reiseführern zu glänzen, aber genau richtig für diejenigen, die authentische deutsche Kleinstadt-Romantik mit moderner Freizeitinfrastruktur verbinden möchten. Die Saarländer würden sagen: „Et is wie e Stugg vum Paradies“ – es ist wie ein Stück vom Paradies. Und im Sommer 2025 könnte dieser Geheimtipp genau das sein, wonach Sie suchen.