Weniger touristisch als Heidelberg beherbergt diese Schwarzwald-Stadt von 24.464 Einwohnern Deutschlands größten Marktplatz

Der Schwarzwald entfaltet seine Magie langsam, während ich über den größten Marktplatz Deutschlands schlendere. 4,1 Hektar umgeben von Arkadengängen, die wie ein riesiges Mühlebrett angeordnet sind. Ich stehe mitten in Freudenstadt, 24.464 Einwohner stark, dessen ungewöhnlich großzügiger Marktplatz in keinem Verhältnis zur Stadtgröße steht. Eine architektonische Überraschung, die nur 70 Kilometer südwestlich von Stuttgart verborgen liegt.

Begrüßt von der Morgensonne und einem alten Mammutbaum, der als Wächter dieser geometrischen Perfektion dient, kann ich kaum glauben, dass dieser Ort international so unbekannt ist. Ein Schwarzwald-Geheimnis, das selbst erfahrene Deutschland-Reisende selten auf dem Radar haben.

Deutschlands größter Marktplatz: Ein verstecktes Juwel mit königlicher Geschichte

Die Zahlen sprechen für sich: Mit 4,1 Hektar Fläche übertrifft Freudenstadts Marktplatz alle anderen in Deutschland. Zum Vergleich: Pro Einwohner stehen hier 1,6 Quadratmeter Marktplatzfläche zur Verfügung – ein Luxus, den kaum eine andere Stadt bietet.

Die Geschichte dahinter ist ebenso beeindruckend. Herzog Friedrich I. von Württemberg gründete Freudenstadt 1599 als „ideale Stadt“ mit einem gigantischen, quadratischen Zentrum. Trotz mehrfacher Zerstörung – zuletzt 1945 – wurde die Stadt immer wieder nach dem ursprünglichen Raster aufgebaut.

Der Marktplatz selbst ist dabei keine leere Fläche, sondern ein lebendiges Zentrum mit einem beeindruckenden Mammutbaum, gepflegten Grünanlagen und Brunnen. Freudenstadt reiht sich damit in die exklusiven Schwarzwald-Juwelen ein, zu denen auch Gengenbach mit seinen zahlreichen denkmalgeschützten Gebäuden zählt.

Mark Twain, George V. und die schwedische Königin: Warum Freudenstadt Prominente anzog

Das Geheimnis dieses Ortes wurde schon vor Jahrhunderten von illustren Gästen entdeckt. Mark Twain besuchte Freudenstadt im 19. Jahrhundert und dokumentierte es als Kurort. Auch König George V. von Großbritannien, die schwedische Königin und sogar John D. Rockefeller gaben sich hier die Ehre.

„Man spürt hier etwas, das in bekannteren Städten längst verloren gegangen ist – eine Authentizität und Ruhe, die einen vergessen lässt, dass man nur zwei Stunden von internationalen Hotspots entfernt ist.“

Die königliche Anziehungskraft liegt im Heilklima begründet. Auf einer Höhe zwischen 591 und 968 Metern gelegen, ist Freudenstadt ein offiziell anerkannter Heilklima- und Kneippkurort. Die Kurort-Tradition Freudenstadts ist vergleichbar mit der des „rheinischen Nizza“ Bad Honnef, das ebenfalls authentische Heilklima-Erlebnisse bietet.

Im Gegensatz zum überlaufenen Heidelberg mit seinen Touristenmassen habe ich hier den Luxus, ohne Gedränge die Atmosphäre zu genießen. Die Arkadengänge rund um den Marktplatz bieten schattige Ruheplätze und Cafés, in denen ich eine perfekte Schwarzwälder Kirschtorte genieße.

Von Kurort-Tradition zur TAL X-Gartenschau 2025

Was Freudenstadt gerade jetzt besonders spannend macht: Die Stadt bereitet sich auf die „TAL X – Gartenschau 2025″ vor. Vom Mai bis Oktober 2025 verwandelt sich ein 8 Kilometer langes Tal zwischen Freudenstadt und dem benachbarten Baiersbronn in ein blühendes Erlebnisparadies.

Besonders bemerkenswert: Kinder unter 17 Jahren haben freien Eintritt, und über 1300 Events in nur fünf Monaten versprechen ein kulturelles Feuerwerk. Die TAL X-Gartenschau reiht Freudenstadt in die Liga deutscher Kleinstädte mit außergewöhnlichem Kulturangebot ein, ähnlich wie Meiningen mit seinen zahlreichen Veranstaltungen.

Bereits jetzt sind erste Vorbereitungen sichtbar, während ich über den Marktplatz spaziere. Die Stadt poliert sich auf für ihren großen Auftritt – ohne dabei ihren authentischen Charme zu verlieren.

Weniger überlaufen als Heidelberg: Authentisches Schwarzwald-Erlebnis

Der größte Vorteil Freudenstadts liegt in seiner relativen Unbekanntheit. Während Heidelberg jährlich von Millionen Touristen besucht wird, bleibt hier Zeit zum Durchatmen und echten Erleben.

Am besten erkundet man die Stadt zu Fuß vom Marktplatz aus. Der Friedrichsturm bietet einen kostenlosen Panoramablick über die Stadt und den Schwarzwald. Für Familien ist das Experimenta Science Center mit interaktiven Ausstellungen ein Highlight.

Wer authentische Schwarzwald-Kultur sucht, kann von Freudenstadt aus auch das nahe gelegene Schiltach mit seiner außergewöhnlichen Museumsdichte besuchen.

Die besten Besuchszeiten sind früher Morgen oder später Nachmittag, wenn der Marktplatz im schönsten Licht erstrahlt und die lokalen Geschäfte geöffnet haben. Parkmöglichkeiten gibt es direkt unter dem Marktplatz in der Tiefgarage.

Während ich meine Kamera einpacke und einen letzten Blick über den imposanten Platz werfe, denke ich daran, wie meine Frau Sarah diesen Ort lieben würde – die geometrische Perfektion des Marktplatzes wäre ein Fest für ihre Fotografenaugen. Freudenstadt ist wie ein gut gehütetes Familiengeheimnis – ein Ort, der seine Größe nicht zur Schau stellt, sondern sie in alltäglicher Eleganz lebt. Entdecken Sie ihn, bevor die Gartenschau 2025 das Geheimnis lüftet.