Der Himmel brennt orange-rot, als ich den Hafen von Husum erreiche. Ein alter Kutter tuckert gemächlich durch das flache Wasser, während Möwen kreischen und über dem historischen Marktplatz kreisen. Nur 23.735 Menschen leben in dieser kleinen nordfriesischen Stadt, und doch erwirtschaften sie jährlich einen erstaunlichen Tourismusumsatz von 162 Millionen Euro. Die Zahlen verblüffen mich, während ich zwischen bunten Kaufmannshäusern hindurchschlendere. Husum, das versteckte Tor zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, bereitet sich auf eine bemerkenswerte Transformation vor.
Warum Husum 2025 zur nachhaltigen Reisedestination wird
Das Geheimnis Husums liegt in seiner einzigartigen Symbiose aus Natur und Kultur. Mit 25,8 Quadratkilometern Fläche mag die Stadt klein sein, doch sie grenzt direkt an eines der bedeutendsten Ökosysteme Europas. Der Tourismusanteil am lokalen Einkommen liegt bei 15 Prozent – deutlich höher als der schleswig-holsteinische Durchschnitt von sechs Prozent.
„Wir positionieren uns als nachhaltiges Eingangstor zum Wattenmeer“, erklärt mir ein Mitarbeiter der Tourismusbehörde. Direkt vor der Tür liegt das UNESCO-Weltnaturerbe, wo jährlich über 12 Millionen Zugvögel rasten. Ein Naturspektakel von globaler Bedeutung, vergleichbar mit den Galapagos-Inseln oder dem Grand Canyon.
Bis 2025 investiert Husum massiv in nachhaltige Infrastruktur. Die Pläne umfassen einen erweiterten Fahrradweg entlang der Küste, ein neues Besucherzentrum und digitale Angebote für umweltbewusste Reisende. Eine clevere Strategie, denn laut Tourismusdaten beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 4,9 Millionen Übernachtungen jährlich – ein Plus von drei Prozent gegenüber 2013/14.
Die Stadt verdankt ihre kulturelle Bedeutung auch dem Schriftsteller Theodor Storm. Sein Geburtshaus, in dem er 83 Werke verfasste, ist heute ein faszinierendes Museum mit Originalmobiliar aus dem 19. Jahrhundert. Während andere nordfriesische Städte wie Glückstadt mit ihrer historischen Uferstraße punkten, kombiniert Husum Literaturgeschichte mit atemberaubender Natur.
UNESCO-Welterbe trifft auf maritimes Kulturerbe
Im Gegensatz zu überlaufenen Küstenstädten wie Cuxhaven oder den größeren Zentren wie Flensburg mit seiner bedeutenden Handelsgeschichte hat Husum seine authentische Atmosphäre bewahrt. Das historische Zentrum liegt nur 4 Meter über dem Meeresspiegel – typisch für eine Nordseeküstenstadt.
„Morgens am Hafen stehen, den Möwen zuhören und dann ins Watt wandern – nirgendwo sonst kannst du UNESCO-Weltnaturerbe und Kulturschätze so mühelos an einem Tag erleben.“
Das Schloss vor Husum, erbaut zwischen 1577 und 1582, beherbergt sechs Renaissance-Kamine und ein einzigartiges Torhaus von 1612. Im Frühling verwandelt sich der Schlossgarten in ein Meer aus vier Millionen Krokussen – ein Naturspektakel, das Fotografen aus ganz Europa anzieht.
Doch auch das maritime Erbe ist allgegenwärtig. Das Schiffahrtsmuseum Nordfriesland zeigt die Geschichte der versunkenen Siedlung Rungholt, während das NordseeMuseum mit interaktiven Exponaten Sturmfluten simuliert. Kulturinteressierte können von hier aus einen Tagesausflug zu Meldorfs einzigartigem Löffelmuseum unternehmen, das wie Husums Storm-Haus lokale Traditionen bewahrt.
Was Reiseführer Ihnen nicht über Husum verraten
Der beste Zugang zur Stadt erfolgt über die B5, mit kostenlosem Parken am Hafen. Besuchen Sie den historischen Wasserturm am besten morgens zwischen 9 und 11 Uhr, wenn weniger Besucher die 135 Stufen zur Aussichtsplattform erklimmen. Der Eintritt ist überraschenderweise frei.
Das versteckte Juwel Husums ist der Wasserspielplatz im Museumsgarten des NordseeMuseums – perfekt für Familien und kaum in Reiseführern erwähnt. Wer authentische nordfriesische Küche sucht, sollte die kleinen Fischrestaurants am Binnenhafen den touristischen Lokalen am Marktplatz vorziehen.
Für eine einzigartige Wattenmeer-Erfahrung buchen Sie eine Tour mit zertifizierten Wattführern – idealerweise zwei Stunden vor Niedrigwasser. Diese Guides durchlaufen in Husum ein spezielles Training und kennen die sichersten Routen durch das empfindliche Ökosystem.
Als ich im Abendlicht am Deich stehe, während Schafe friedlich grasen, verstehe ich, warum Husum 2025 eine Schlüsselrolle im nachhaltigen Tourismus spielen wird. Sarah würde die Fotomotive lieben – das Licht auf den roten Ziegeldächern, die sanften Wellen im Hafen, die Zugvögel am Horizont. Wie Storm einst schrieb: „Der graue Strand, das graue Meer“ – doch in diesem Grau verbirgt sich ein ganzes Spektrum an Farben und Leben, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden.