Der Mittag legt sich wie ein goldener Schleier über die schmalen Fachwerkhäuser, als ich durch die Gassen von Peine schlendere. Nur 50.762 Einwohner nennen diese niedersächsische Kleinstadt ihr Zuhause, doch was auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, entpuppt sich als historisches Schatzkästchen. Zwischen Hannover und Braunschweig gelegen, genau 40 km östlich der Landeshauptstadt und 25 km westlich von Braunschweig, verbirgt Peine seine Schätze vor den Touristenmassen.
Mein lokaler Kontakt, ein stadtbekannter Historiker, begrüßt mich am historischen Marktplatz. „Die meisten Reisenden fahren einfach durch,“ erklärt er mit einem Augenzwinkern. „Sie wissen nicht, dass wir hier über 20 historische Denkmäler auf gerade einmal 119 Quadratkilometern haben.“
Verborgener Historien-Schatz zwischen Metropolen
Die Morgensonne bricht durch die Wolken und taucht die Fachwerkfassaden in warmes Licht. Was Peine so besonders macht, ist nicht nur die schiere Anzahl historischer Gebäude, sondern ihre Dichte. Während ich durch die Altstadt streife, zeigt sich auf Schritt und Tritt das mittelalterliche Erbe.
Die gotische St.-Jakobi-Kirche aus dem 12. Jahrhundert ragt majestätisch über die Dächer. Ihr Anblick erinnert an die berühmte Sammlung in Hornburg, wo über 400 jahrhundertealte Fachwerkhäuser zu finden sind – nur dass Peine vom Massentourismus verschont geblieben ist.
„Wir haben hier eine historische Dichte wie in einer Großstadt, aber mit der Ruhe einer Kleinstadt,“ erzählt mir eine Frau, die ihr Fahrrad an einem der historischen Brunnen abstellt. In ihren Worten schwingt der typisch niedersächsische Stolz mit, unaufgeregt und authentisch.
„Manchmal verirren sich Touristen hierher und können nicht glauben, dass sie noch nie von Peine gehört haben. Sie kommen für einen Tag und bleiben eine Woche – weil es hier noch echtes Deutschland gibt, ohne Souvenirshops an jeder Ecke.“
20+ historische Denkmäler: Übersehenes Kulturzentrum Niedersachsens
Was mich wirklich überrascht: Etwa 20-30% der Innenstadt besteht aus gut erhaltenen historischen Gebäuden. Das Kreismuseum Peine präsentiert Artefakte, die bis ins Mittelalter zurückreichen, als die Stadt 1220 gegründet und nur drei Jahre später mit Stadtrechten versehen wurde.
Während Peine für seine mittelalterliche Geschichte bekannt ist, können Geschichtsinteressierte in Hitzacker sogar bis in die Bronzezeit zurückreisen. Die niedersächsische Region ist gespickt mit historischen Schätzen, doch Peine bleibt ein Geheimtipp.
Besonders beeindruckend ist das Renaissance-Schloss Hämelschenburg, nur eine kurze Fahrt entfernt. Liebhaber von Renaissance-Architektur schätzen neben Peines historischen Gebäuden auch die perfekt erhaltene Renaissance-Idealstadt Marienberg im Erzgebirge – doch Peines zentrale Lage macht es zum idealen Ausgangspunkt.
Strategisches Drehkreuz: Die perfekte Basis für Kultur-Hopping
Peines größter Vorteil ist seine strategische Position als Kulturelles Drehkreuz. Von hier erreiche ich Hannover in 35 Minuten, Braunschweig in 20 Minuten und Hildesheim in etwa 30 Minuten – alles historisch bedeutsame Städte mit völlig unterschiedlichem Charakter.
Der Eixer See, eine lokale Naturperle, bietet eine willkommene Abwechslung zwischen Städtetouren. An einem warmen Junitag wie heute sehe ich Einheimische beim Stand-Up-Paddling, während andere die Ruhe am Ufer genießen.
Sarah, meine Frau und Fotografin, ist besonders von den Lichtverhältnissen begeistert: „Die Abendsonne auf den Fachwerkfassaden – das sind Motive, die man in überlaufenen Touristenstädten nie ungestört einfangen kann.“
Was die Reiseführer Ihnen nicht erzählen
Der beste Zugang zur Altstadt ist über den historischen Marktplatz, wo Sie kostenlos für zwei Stunden parken können. Besuchen Sie Peine am frühen Morgen oder späten Nachmittag, wenn das Licht die Fachwerkfassaden besonders malerisch in Szene setzt.
Für ein authentisches Erlebnis empfehle ich einen Spaziergang entlang der Fuhse, dem kleinen Fluss, der sich durch die Stadt schlängelt. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Silhouette der Stadt – ein Geheimtipp, den mir ein Einheimischer verraten hat.
Im Sommer 2025 planen Sie unbedingt einen Besuch zwischen Juni und September, wenn kleine Konzerte im Freien stattfinden und der Eixer See zum Baden einlädt. Wer nach dem Besuch in Peine weitere versteckte historische Städte Norddeutschlands erkunden möchte, findet in Flensburg mit seinen Schmuggler-Geschichten ein faszinierendes nächstes Ziel.
Als ich am Abend auf einer Bank am Fuhse-Ufer sitze, wird mir klar: Peine ist wie ein gut gehütetes Familiengeheimnis – man teilt es nur mit denen, die es wirklich zu schätzen wissen. In einer Zeit, in der authentische Reiseziele immer seltener werden, ist diese niedersächsische Kleinstadt ein Ort, an dem Geschichte nicht für Touristen inszeniert wird, sondern einfach ist. Meine Tochter Emma würde sagen: „Wie ein versteckter Schatz auf einer Karte, die niemand hat.“